Prostatakrebs

Langzeitprognosen bei Prostatakrebs

Original Titel:
Long-term and pathological outcomes of low- and intermediate-risk prostate cancer after radical prostatectomy: implications for active surveillance

Kurz & fundiert

  • Wissenschaftler untersuchten das Überleben von 5 693 Protatakrebs-Patienten mit niedrigem oder mittlerem Risiko
  • Prostatakrebs mit einem ungünstigen mittleren Risiko, nicht aber Prostatakrebs mit einem günstigen mittleren Risiko, ging mit einem schlechteren biochemisch-rezidivfreien Überleben einher
  • Mittleres Risiko ist somit nicht gleich mittleres Risiko, sondern sollte noch weiter unterteilt werden

 

MedWiss – Bei der Einteilung von Prostatakrebs-Patienten in Risikogruppen war mittleres Risiko nicht gleich mittleres Risiko. Prostatakrebs-Patienten mit einem günstigen mittleren Risiko hatten eine vergleichbare Prognose wie Patienten mit niedrigem Risiko und eine bessere Prognose als Patienten mit einem ungünstigen mittleren Risiko.


Prostatakrebs kann anhand verschiedener Kriterien in verschiedene Risikogruppen eingeteilt werden. Die Therapie richtet sich nach dem Risiko, welches von dem Prostatakrebs ausgeht. Bei Patienten mit niedrigem Risiko ist auch die aktive Überwachung (active surveillance) eine Option. Doch wie sieht das bei Patienten mit mittlerem Risiko aus? Wie ist die Prognose bei Prostatakrebs mit mittlerem Risiko? Wissenschaftler aus München untersuchten die Langzeitprognose von Prostatakrebs-Patienten, die sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten.

Wissenschaftler analysierten die Daten von mehr als 5 500 Protatakrebs-Patienten

Die Wissenschaftler nutzen für ihre Analyse die Daten von 5 693 Patienten die zwischen 1994 und 2019 die Diagnose Prostatakrebs mit niedrigem und mittlerem Risiko erhalten und sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten. Die Patienten mit mittlerem Risiko teilten sie in zwei weitere Gruppen ein: günstiges mittleres Risiko und ein ungünstiges mittleres Risiko. Die verschiedenen Risikogruppen waren wie folgt definiert:

  • Niedriges Risiko: cT1c-T2a, Graduierungsgruppe 1 bei Biopsie und PSA <10 ng/ml
  • Günstiges mittleres Risiko: cT1c-T2a, Graduierungsgruppe 1 bei Biopsie, PSA: 10–20 ng/ml

oder: cT1c-T2a, Graduierungsgruppe 2 bei Biopsie und PSA <10 ng/ml

  • Ungünstiges mittleres Risiko: cT2b-T2c, Graduierungsgruppe 2 bei Biopsie und PSA <10 ng/ml

oder: cT1c–T2c, Graduierungsgruppe 2 bei Biopsie, PSA: 10–20 ng/ml

oder: cT1c–T2c, Graduierungsgruppe 3 bei Biopsie, PSA <20 ng/ml

Die Wissenschaftler untersuchten das pathologische Ergebnis nach der Operaption, das Überleben ohne biochemisches Rezidiv und das krebsspezifische Überleben der verschiedenen Patientengruppen.

Pathologische Ergebnisse: Prostatakrebs mit niedrigem Risiko vs. Prostatakrebs mit günstigem mittlerem Risiko

Im Vergleich zu Patienten mit niedrigem Risiko waren Patienten mit günstigem mittlerem Risiko häufiger von einem Upgrading (12,8 % vs. 7,2 %, p<0,001), von einem Upstaging (19,8 % vs. 12,0 %, p<0,001) und von positiven Lymphknoten (pN1: 2,7 % vs. 0,8 %, p>0,001) betroffen und wiesen häufiger ein hohes pathologisches Stadium (≥pT3a: 18,8 % vs. 11,6 %, p>0,001) auf.

20-Jahres-Überleben bei Prostatakrebs mit niedrigem und mittlerem Risio

Die 20-Jahres-Überlebensraten ohne biochemisches Rezidiv sahen bei den verschiedenen Risiogruppen wie folgt aus:

  • Niedriges Risiko: 69 %
  • Günstiges mitlleres Risiko: 65 %
  • Ungünstiges mittleres Risiko: 44 %

 

Die Wissenschaftler ermittelten folgende 20-Jahres-krebsspezifische Überlebensraten bei den verschiedenen Risiogruppen:

  • Niedriges Risiko: 98 %
  • Günstiges mittleres Risiko: 95 %
  • Ungünstiges mittleres Risiko: 89 %

 

Laut statistischer Analyse ging ein Prostatakrebs mit einem ungünstigen mittleren Risiko (HR: 1,49; 95 % KI: 1,20 – 1,85), nicht aber Prostatakrebs mit einem günstigen mittleren Risiko (HR: 1,07; 95 % KI: 0,87 – 1,32), mit einem schlechteren biochemisch-rezidivfreien Überleben einher.

Mittleres Risiko war somit nicht gleich mittleres Risiko. Prostatakrebs-Patienten mit einem günstigen mittleren Risiko hatten eine bessere Prognose als Patienten mit einem ungünstigen mittleren Risiko. Die Prognose der Patienten mit einem günstigen mittleren Risiko war der von Patienten mit einem niedrigen Risiko ähnlich.

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