KHK / Herzinfarkt

Entwarnung nach Prüfung der Datenlage durch Europäische Arzneimittelbehörde: kein klar höheres Lungenkrebsrisiko durch ACE-Hemmer

Original Titel:
ACE-Hemmer und Lungenkrebs – kein Kausalzusammenhang laut EMA

MedWissBlutdrucksenker wurden in einer britischen Studie mit einem etwas erhöhten Risiko für Lungenkrebs in Zusammenhang gebracht. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat dies geprüft – und sieht keine überzeugenden Hinweise auf Handlungsbedarf.


Im Oktober 2018 beunruhigten Studienergebnisse zu Blutdrucksenkern Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen. Die Arzneimittel aus der Gruppe ACE-Hemmer wurden darin mit einem etwas höheren Risiko für Lungenkrebs in Verbindung gebracht. Mehr dazu lesen Sie hier im DeutschenGesundheitsPortal.

Beweiskraft der Studie begrenzt – selbst Autoren forderten mehr Untersuchungen dazu

Schon bereits zu diesem Zeitpunkt wurde die Studie aus Großbritannien von Experten kritisch gesehen. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, ist die Beweiskraft der Ergebnisse begrenzt, außerdem wurde kritisiert, dass weitere Faktoren, die ebenfalls eine Lungenkrebserkrankung begünstigen können, nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Viele Patienten waren verunsichert

Dennoch waren viele Menschen verunsichert. ACE-Hemmer kommen bei sehr vielen Patienten mit Bluthochdruck und Herzschwäche zum Einsatz. Daher warnte die Hochdruckliga davor, die Medikamente einfach abzusetzen, denn unbehandelt kann Bluthochdruck zu Schlaganfällen, Herzinfarkten, Nierenversagen oder Demenz führen. Solche Folgen träten auch mit höherer Wahrscheinlichkeit und früher ein als eine eventuell mögliche Lungenkrebserkrankung.

EMA hat Datenlage geprüft – und gibt Entwarnung

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüfte die Daten aus der aktuellen Studie sowie weitere Daten hinsichtlich eines möglichen Risikos von Lungenkrebs durch ACE-Hemmer. Sie kam nun zu dem Schluss, dass die Studie aufgrund von methodischen Schwächen keine ausreichenden Beweise für einen direkten Zusammenhang zwischen ACE-Hemmern und Lungenkrebs liefert. So waren in der Untersuchung Patienten, die ACE-Hemmer erhielten, älter, häufiger männlich und seltener Nichtraucher – alles Punkte, die durchaus zu einem höheren Lungenkrebsrisiko beitragen könnten. Dies und weitere Lebensumstände wurden in der Untersuchung aber nicht berücksichtigt. Die EMA hält daher keine regulatorischen Maßnahmen für nötig. Als Arzneimittel werden die Produkte bereits routinemäßig überwacht.

Auch Ärzte sehen keinen Handlungsbedarf

Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sieht das ähnlich. Sie macht darauf aufmerksam, dass möglicherweise bei Patienten, die ACE-Hemmern erhielten, Tumore in der Lunge öfter entdeckt wurden, da sie häufiger wegen Husten untersucht wurden. Da ACE-Hemmer gut wirken und bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wichtig für die Behandlung sind und das in der Studie beschriebene geringfügig erhöhte Risiko nicht gut belegt ist, sehen verschiedene Autoren also keinen Grund, die Medikamente anders zu verordnen als bisher.

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