Meta-Analyse: Weniger Komplikationen nach Darmkrebsoperation durch Prehabilitation

Original Titel:
Effects and duration of exercise-based prehabilitation in surgical therapy of colon and rectal cancer: a systematic review and meta-analysis

 
Kurz & fundiert
  • Effekte von Prehabilitation in Form eines Sportprogramms vor der Darmkrebsoperation
  • Meta-Analyse über 14 Studien
  • Sport in der Zeit vor der Operation bewirkte eine signifikante Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit
  • Prehabilitation von mehr als drei Wochen erreichte eine Reduktion der postoperativen Komplikationen
  • Keine signifikante Reduktion der Verweildauer im Krankenhaus
  MedWiss – In einer Meta-Analyse wurde untersucht, wie sich Sport zur Prehabiliation vor der Darmkrebsoperation auf die Patienten auswirkt. Die Analyse ergab eine signifikante Steigerung der körperlichen Funktionsfähigkeit der Patienten vor der Operation, die bei einer Dauer des Sportprogramms von mehr als drei Wochen zu einer Reduktion der postoperativen Komplikationen führte. Eine Verkürzung der Verweildauer im Krankenhaus nach der Operation wurde nicht erreicht.
Die Prehabilitation steht im Gegensatz zur Rehabilitation für eine körperliche Vorbereitung vor einer Operation. Dem zugrunde liegt das Konzept, dass eine höhere körperliche Funktionsfähigkeit dazu führt, dass die Strapazen einer Operation besser toleriert werden können. Die Patienten sollen also durch die Vorbereitung die Operation in bestmöglicher Verfassung antreten und sich dadurch auch schnell erholen. In der Tat zeigen Studien, dass Patienten mit schlechter körperlicher Funktionsfähigkeit auch anfälliger für Komplikationen nach der Operation sind und sogar eine höhere Sterblichkeitsrate aufweisen. In einer Meta-Analyse wurde nun untersucht, wie sich sportliche Betätigung im Rahmen der Prehabilitation auswirkt und welche Dauer der Vorbereitung angestrebt werden sollte. Für die Analyse wurden 14 Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken Pubmed, Web of Sciences und Cochrane Registry ermittelt. Verglichen wurde die körperliche Funktionsfähigkeit der Patienten, postoperative Komplikationen und die Verweildauer im Krankenhaus.

Signifikante Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit durch die sportliche Betätigung

In den meisten analysierten Studien umfasste die sportliche Betätigung mehrere Übungstypen, z. B. Ausdauer-, Kraft- und Atemmuskeltraining. Erfasst wurde die Funktionsfähigkeit mit Hilfe des 6-Minuten-Gehtests. Für diesen Test gehen die Patienten für sechs Minuten auf einer ebenen Fläche, in der Geschwindigkeit, die ihre körperliche Verfassung erlaubt. Die zurückgelegte Strecke wird gemessen und mit der Leistung eines Gesunden verglichen, wobei Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht der Patienten berücksichtigt werden. Die Methode wird häufig für die Diagnose und Verlaufskontrolle von Lungenerkrankungen genutzt. In den Studien legten die Teilnehmer nach der Prehabilitation im Durchschnitt 31 Meter mehr zurück als zuvor (95 % Konfidenzintervall, KI: 13 – 45 m; p = 0,0005). Dies lässt auf eine signifikante Erhöhung der körperlichen Funktionsfähigkeit schließen.

Prehabiliation von mehr als drei Wochen führte zu weniger postoperativen Komplikationen

Die Studie zeigte zudem, dass eine Prehabiliation eine Reduktion der postoperativen Komplikationen bewirken kann. Dies war jedoch nur der Fall, wenn das entsprechende Sportprogramm für mehr als drei Wochen durchgeführt wurde (Odds Ratio, OR: 0,66; 95 % KI: 0,4 – 1,1; p = 0,11). Dabei ist es wichtig, dass ein solches Training regelmäßig durchgeführt wird und zuvor individuell geplant und angepasst wird, um erfolgreich zu sein. Eine Verkürzung der Verweildauer im Krankenhaus konnte laut der Analyse jedoch nicht erreicht werden. Die Autoren schlussfolgerten, dass Prehabiliation in Form von sportlicher Betätigung vor der Darmkrebsoperation geeignet sei, um die körperliche Funktionsfähigkeit der Patienten zu erhöhen. Ab einer Dauer von über drei Wochen sei es auch geeignet, das Auftreten von postoperativen Komplikationen zu reduzieren.

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