COVID-19 / Erkrankung

COVID-19 in der Klinik – wer kann frühzeitig entlassen werden?

Original Titel:
Clinical, laboratory data and inflammatory biomarkers at baseline as early discharge predictors in hospitalized SARS-CoV-2 infected patients

Kurz & fundiert

  • Rapide Zunahme stationär behandelter COVID-19-Patienten überlastet Kliniken
  • 307 Patienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und mildem COVID-19 in vier spanischen Kliniken
  • Vorhersage, wer sich nicht in den ersten 2 Wochen verschlechtert (negativer Vorhersagewert): 99,4 %
  • Wesentliche Faktoren bei Aufnahme: Männliches Geschlecht, Sauerstoffsättigung, keine Kortikosteroide, CRP, Nod-like receptor

 

MedWiss – Eine Vorhersage, welche COVID-19-Patienten früh aus der stationären Behandlung entlassen werden können, wäre eine große Hilfe. Wissenschaftler ermittelten in Spanien anhand von 307 Patienten, welche klinischen Daten und Routine-Laborparameter bei Krankenhausaufnahme mit hoher Sicherheit vorhersagen konnten, für wen eine frühe Entlassung möglich wäre.


Die Coronavirus-Pandemie ist eine enorme Herausforderung für jeden Einzelnen, aber besonders auch für die Krankenhäuser, die in jeder Welle mit einer rapiden Zunahme erkrankter Patienten rechnen muss, die teils über Wochen und Monate stationär behandelt werden müssen. Daher wäre eine Vorhersage, welche Patienten früh entlassen werden können, eine große Hilfe.

Rapide Zunahme stationär behandelter COVID-19-Patienten überlastet Kliniken

Wissenschaftler ermittelten nun anhand von Patienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion in vier spanischen Kliniken, welche Faktoren eine frühe Entlassung ermöglichen. Dazu analysierten sie klinische und demographische Parameter, Laborwerte und Plasmaproben zum Zeitpunkt der Aufnahme in die jeweilige Klinik. Die Patienten wurden anhand von 4 Kategorien basierend auf zusätzlichem Sauerstoffbedarf als mild oder schwer/kritisch erkrankt klassifiziert. Die Analyse, welche Personen früh entlassen werden könnten, wurde ausschließlich bei Patienten durchgeführt, die in die Gruppe der mild Erkrankten eingeordnet worden waren. Dazu wurden klinische und Laborparameter sowie pro-inflammatorische Zytokinlevel erfasst.

Analyse mild erkrankter Patienten: Wer wurde früh entlassen?

333 Patienten, davon 307 Patienten bei Krankenhausaufnahme als mild erkrankt klassifiziert, wurden in die Studie aufgenommen. Folgende Faktoren waren Prädiktoren für eine frühe Entlassung aus der klinischen Behandlung (area under curve, AUC: 0,786; Sensitivität, SE: 68,5 %; Spezifität, S: 74,5 %; positiver Vorhersagewert, PPV: 74,4 %; negativer Vorhersagewert, NPV: 68,9 %):

  • Alter
  • Sauerstoffsättigung
  • Laktatdehydrogenase
  • D-Dimere
  • Neutrophile-Lymphozyten-Verhältnis
  • Behandlung mit oralen Kortikosteroiden

Wenn Zytokine in die Analyse eingeschlossen wurden, waren niedrigere Level von IP-10/CXCL10 (Interferon-γ-inducible protein 10) und höhere IL-1β-Level (Interleukin-1-Beta) mit einer frühzeitigen Entlassung assoziiert (AUC: 0,819; SE: 91,7 %; S: 56,6 %; PPV: 69,3 %; NPV: 86,5 %). Das Modell zur Vorhersage einer Verschlechterung des Verlaufs schloss folgende Faktoren ein (AUC: 0,903; SE: 97,1 %; S: 68,8 %; PPV: 30,4 %; NPV: 99,4 %):

  • Männliches Geschlecht
  • Sauerstoffsättigung
  • Keine Behandlung mit Kortikosteroiden
  • C-reaktives Protein
  • Nod-like receptor

Dieses Modell wurde leicht durch weitere Blutwerte verbessert (Interleukin-8, Makrophagen-inflammatorisches Protein-1-Beta, lösliches IL-2Rα (CD25)).

Negativer Vorhersagewert für klinische Verschlechterung bei 99,4 %

Klinische Daten und Routine-Laborparameter bei Krankenhausaufnahme ermöglichen demnach eine Vorhersage, ob sich der COVID-19-Verlauf von Patienten innerhalb der ersten zwei Wochen nicht verschlechtern wird. Diese Faktoren könnten demnach helfen, die Patienten zu identifizieren, die keinen langen Krankenhausaufenthalt benötigen. Die Bestimmung pro-inflammatorischer Zytokine kann die Vorhersage in moderatem Maße zudem weiter verbessern.

[DOI: 10.1371/journal.pone.0269875]

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