Psoriasis / Schuppenflechte

PsA und Pso: Patienten leiden oft stärker, als Ärzte es ahnen

Original Titel:
Evolution of Patient Perceptions of Psoriatic Disease: Results from the Understanding Psoriatic Disease Leveraging Insights for Treatment (UPLIFT) Survey

 
Kurz & fundiert
  • Psoriasis-Therapie und -Schweregrad: Sind sich Patient und Dermatologen einig?
  • Umfrage UPLIFT in Nordamerika, Europa und Japan
  • 473 Dermatologen, 3 806 Patienten (67 % reine Psoriasis)
  • 63 % möglicherweise undiagnostizierte Psoriasis-Arthritis
  • Viele Patienten belastet durch Juckreiz und Pso an speziellen Körperstellen
  • Therapie häufig nicht ausreichend effektiv
  • Unterschiedliche Einschätzung von Schweregrad und Behandlungsziel bei Arzt und Patient
  • Fazit: Belastende Symptome und Gelenksymptome stärker in der Praxis thematisieren
  MedWiss – Wie nehmen Psoriasis-Patienten und behandelnde Dermatologen die Behandlungsoptionen für Psoriasis wahr, und sind sich beide Parteien mit Blick auf dringlichste Therapieziele und Akzeptanz der Behandlungen einig? Die Umfrage UPLIFT in Nordamerika, Europa und Japan ermittelte unterschiedliche Sichtweisen auf Themen wie Juckreiz, spezielle, von Psoriasis betroffene, Körperstellen oder die Behandlungsbürde und betont die Bedeutung des umfassenden Arzt-Patienten-Gesprächs.
Zur Behandlung von Psoriasis (Pso) und Psoriasis-Arthritis (PsA) sind eine Reihe systemischer Wirkstoffe zugelassen. Wie nehmen Ärzte und Patienten diese Behandlungsoptionen mittlerweile wahr, und werden die Möglichkeiten ausgeschöpft? Die Umfrage UPLIFT wurde in Nordamerika, Europa und Japan durchgeführt, um von Patienten und behandelnden Dermatologen zu erfahren, woran sie die Krankheitsschwere festmachten und wie sie die Behandlungsoptionen einschätzten. Die Befragung fokussierte besonders auf erwachsene Patienten mit milder bis moderater Psoriasis und/oder Psoriasis-Arthritis und auf Dermatologen, die monatlich mindestens 20 Patienten mit Pso oder PsA behandelten.

Psoriasis-Therapie und -Schweregrad: Sind sich Patient und Dermatologen einig?

473 Dermatologen und 3 806 Patienten nahmen zwischen 2. März und 3. Juni 2020 an der Befragung teil. 67 % der Patienten litten ausschließlich an Pso, 28 % hatten Pso und PsA und 5 % litten an PsA. Bei den meisten Patienten (78 %) war nur eine begrenzte Hautfläche von der Psoriasis betroffen, nämlich ein Areal von bis zu 3 Handflächen Größe. Etwa 90 % der Patienten berichteten von Juckreiz, Rötungen und Schuppenbildung. Die meisten der Pso-Patienten (63 %) berichteten von Symptomen des Bewegungsapparats, die auf eine möglich PsA deuten könnten – hatten allerdings nie eine PsA-Diagnose oder eine Überweisung zum Rheumatologen erhalten. Zu solchen Symptomen können beispielsweise steife Gelenke am Morgen, geschwollene Finger oder schmerzende Füße gehören. Mehr als die Hälfte der Patienten mit einer betroffenen Hautfläche von mehr als 3 Handflächen erhielt eine systemische Therapie. Etwa jeder vierte Patient war zur Zeit der Befragung jedoch nicht in systemischer Behandlung. Dies war unabhängig von der jeweils betroffenen Körperoberfläche und obwohl die Lebensqualität (Dermatologischer Lebensqualitäts-Index > 5) bei mehr als der Hälfte der Patienten aufgrund ihrer Hautprobleme reduziert war. Patienten mit Psoriasis an speziellen Körperstellen (z. B. Gesicht, Fußsohlen, Fingernägel oder Genitalien) waren besonders stark beeinträchtigt.

Unzureichende Therapie bei vielen Patienten

Wichtigste Faktoren zur Einschätzung der Krankheitsschwere waren für die Patienten:
  • Art der Symptome (speziell Juckreiz)
  • Erkrankungsdauer
  • Betroffene Körperstellen
Daher war für Patienten die Linderung des Juckreizes das wichtigste Behandlungsziel, gefolgt von allgemeiner Symptomkontrolle und klarer Haut. Die befragten Dermatologen gaben hingegen die Gesamt-Lebensqualität, die Größe der betroffenen Hautfläche und die Art der Symptome als wichtigste Faktoren zur Schweregrad-Einordnung an. Juckreiz war daher für Ärzte ein weniger zentrales Behandlungsziel. Sie legten besonders Wert auf eine Verbesserung der Gesamt-Lebensqualität.

Juckreiz lindern ist zentrales Therapieziel für Patienten

Von den Patienten mit topischer Therapie (z. B. Salben) empfand die Mehrzahl (75 %) die Therapie als belastend. Wichtige Themen waren dabei Psoriasis an speziellen Körperstellen oder Symptome des Bewegungsapparats. Auch Injektions- oder intravenöse Behandlungen empfanden 84 % der Patienten als störend, orale Behandlung empfanden dagegen nur 66 % als eine Last. Solche Empfindungen standen jedoch meist nicht in Zusammenhang mit der Wirksamkeit oder Sicherheit der Behandlung, sondern hatte oft mit der Anwendungsart (z. B. Nadelmüdigkeit) oder Häufigkeit der Anwendung zu tun.

Behandlungen sind eine Bürde – und teils ineffektiv

Patienten und Dermatologen schätzten somit den Schweregrad der Psoriasis unterschiedlich ein. Patienten wiesen häufig Symptome auf, die durch eine topische Therapie nicht effektiv behandelt wurden. Die Behandlung wurde entsprechend häufiger als Bürde empfunden. Gleichzeitig führten die belastendsten Symptome (Juckreiz) und betroffene, spezielle Körperstellen (z. B. Genitalien oder Gesicht) oft nicht zu einer Anpassung der Therapie, die diesen schwerwiegenden Problemen gerecht wurde.

Unterschiedliche Einschätzung von Schweregrad und Behandlungsziel bei Arzt und Patient

Die Sicht auf Behandlungsziele und Zufriedenheit mit der Therapie unterschied sich somit zwischen Psoriasis-Patienten und Psoriasis-behandelnden Dermatologen in Nordamerika, Europa und Japan. Themen wie Juckreiz oder spezielle, von Psoriasis betroffene Körperstellen sollten, so die Studienautoren, häufiger in der dermatologischen Praxis angesprochen werden, um Betroffenen eine bessere Therapie und effektive Linderung ihrer belastendsten Symptome zu ermöglichen. Auch Patienten sollten sich mutiger zu ihren Symptomen und Belastungen äußern und auch Gelenkprobleme im Arzt-Gespräch thematisieren, um eine gezielte PsA-Therapie zu erhalten und Gelenkschädigungen zu verhindern.

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