Botulinumtoxin bei Spastizität – was führt zu Behandlungsabbrüchen?

Original Titel:
Reasons and Determinants of BoNT-A Treatment Discontinuation in Patients Living with Spasticity: A 10-Year Retrospective Analysis

Kurz & fundiert

  • Botulinumtoxin A bei Spastizität
  • Was führt zu Behandlungsabbrüchen?
  • Retrospektive Studie mit 56 Patienten in Italien
  • 16 % Multiple Sklerose
  • Therapieunterbrechungen häufig wegen logistischer Probleme

 

MedWiss – Spastische Krämpfe können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten, bei denen es zu Schädigungen Muskel-steuernder Nerven kommt. Die vorliegende Studie ermittelte Faktoren, die zu einem Behandlungsabbruch einer Spastizität-lindernden Botulinumtoxin-A-Therapie führten. Demnach waren häufig organisatorische Probleme ursächlich für einen Therapieabbruch, aber auch alternative (operative) Behandlungen.


Spastische Krämpfe können bei verschiedenen Erkrankungen auftreten, bei denen es zu Schädigungen Muskel-steuernder Nerven kommt. Spastizität kann mit regelmäßigen Injektionen des Botulinumtoxins effektiv gelindert werden. Bei der Mehrzahl der Betroffenen ist eine fortwährende Behandlung allerdings unabdingbar, um die Symptome der spastischen Krämpfe zu lindern. Die vorliegende Studie ermittelte Faktoren, die zu einem Behandlungsabbruch einer Botulinumtoxin-A-Therapie führten. Die Untersuchung wurde mit Patienten mit Schlaganfall, multipler Sklerose, Rückenmarksverletzung oder traumatischer Gehirnverletzung durchgeführt.

Botulinumtoxin A gegen Spastizität

Die retrospektive Studie umfasste Patienten in Italien, die zwischen Januar 2011 und Dezember 2021 mit Botulinumtoxin A behandelt wurden und diese Therapie abbrachen.

Wann kommt es zu Therapieabbrüchen?

Das durchschnittliche Alter der 56 Teilnehmer war 56,54 Jahre. 53,57 % litten an Spastizität infolge eines Schlaganfalls, 17,86 % infolge einer Rückenmarksverletzung, 12,5 % infolge einer traumatischen Gehirnverletzung und 16,07 % infolge von multipler Sklerose. Im Mittel (Median) wurde die Behandlung für 5 Monate unterbrochen. Die häufigsten Gründe für die Therapieunterbrechung waren logistische Probleme in 37 % der Fälle sowie andere Behandlungen wie orthopädische Operationen oder intrathekaler Baclofen-Therapie (27 %). Patienten, die die Botulinumtoxin-A-Therapie abbrachen, litten häufiger unter schwerer Spastizität (R = 1,785), hatten keine Schmerzen (Hazard Ratio, HR: 1,320), keinen Zugang zu Rehabilitationsservices (HR: 1,402) und waren häufiger kognitiv beeinträchtigt (HR: 1,403).

Häufig logistische Probleme

Die Studie zeigte somit, dass in mehr als einem Drittel der Fälle eine Spastizität-lindernde Behandlung mit Botulinumtoxin A aufgrund logistischer Probleme unterbrochen wird. Auch operative Behandlungen der Spastizität konnten zu einem Abbruch führen. Individuell ist somit wichtig, bei einem Therapieabbruch auch mögliche organisatorische Faktoren zu vermuten und Betroffenen Hilfestellungen zu bieten, um ein multidisziplinäres, optimales Management der Erkrankung zu ermöglichen.

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