Multiple Sklerose

Dimethylfumarat nach Natalizumab

Original Titel:
Clinical outcomes in patients with relapsing-remitting multiple sclerosis who switch from natalizumab to delayed-release dimethyl fumarate: A multicenter retrospective observational study (STRATEGY).

MedWissNatalizumab kommt bei sehr aktiven Verläufen der Multiplen Sklerose zum Einsatz. Doch manchmal ist ein Therapiewechsel nötig. Wissenschaftler aus den USA haben untersucht, ob sich Dimethylfumarat als Therapieoption nach Natalizumab eignet.


Dimethylfumarat mit einer verzögerten Freisetzung (DMF) ist ein MS-Medikament, das eingenommen werden kann. Die Hartkapseln geben nach und nach einen Teil des Wirkstoffs ab, sodass über einen längeren Zeitraum eine ausreichende Menge an den Körper abgegeben wird. US-amerikanische Forscher sind der Frage nachgegangen, ob DMF eine geeignete Therapieoption für Menschen mit MS ist, die mit Natalizumab behandelt werden und einen Therapiewechsel benötigen.

Auswertung der Daten aus Krankenakten

Bisher gab es zu DMF nach Natalizumab nur begrenzte Informationen und die Vorgehensweisen bei der Umstellung variieren in der Praxis. Daher werteten die Wissenschaftler die Daten einer Beobachtungsstudie aus, an der Patienten teilnahmen, die von Natalizumab zu Dimethylfumarat gewechselt sind. Die Daten für die Untersuchung stammten aus den Krankenakten der Teilnehmer.

Im Mittel wechselten die Teilnehmer nach 3,5 Jahren Therapie mit Natalizumab

Die Forscher bezogen Menschen mit ein, die 18 Jahre oder älter waren, einen schubförmigen Verlauf hatten und 12 Monate oder mehr nur mit Natalizumab behandelt worden waren, bevor sie mit DMF begannen. Der Therapiebeginn mit DMF sollte ebenfalls bereits ein Jahr oder mehr zurückliegen, aber es war nicht wichtig, ob die Patienten zum Zeitpunkt der Auswertung noch DMF einnahmen. Insgesamt erklärten sich 530 Menschen mit MS bereit, an der Studie teilzunehmen. 506 von ihnen passten zu den Kriterien der Wissenschaftler. Die Patienten waren bei Beginn der Behandlung mit DMF im Mittel 47 Jahre alt und hatten die Diagnose MS vor gut 13 Jahren erhalten. Im Mittel hatten die Teilnehmer etwa dreieinhalb Jahre Natalizumab erhalten, bevor sie zu DMF wechselten. Die Forscher ermittelten, dass zwischen dem Ende der Behandlung mit Natalizumab und dem Beginn der Behandlung mit DMF im Mittel etwas mehr als 14 Wochen lagen.

Risiko für einen Schub lag bei knapp 20 % in den ersten 12 Monaten

Das Gesamtrisiko für einen Schub 12 Monate nach Beginn der DMF-Behandlung lag bei 19,6 %. Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Risiko für einen Schub in den ersten 12 Monaten unter DMF höher war, als in den ersten 12 Monaten unter Natalizumab, jedoch geringer als in den letzten 12 Monaten vor der Natalizumab Behandlung. Das kann man so verstehen, dass DMF zwar nicht so hochwirksam ist wie Natalizumab, Schübe aber besser verhindert als andere Behandlungen zuvor.

Therapiebeginn innerhalb von 90 Tagen scheint vorteilhaft zu sein

Ein Jahr nach Beginn der DMF-Therapie war die Schubrate für Patienten, die im ersten Jahr unter Natalizumab keinen Schub erlitten hatten, geringer, als bei solchen, wo es auch unter Natalizumab im ersten Jahr noch zu Schüben kam. Schübe während der Therapie mit Natalizumab können auf einen besonders aktiven Krankheitsverlauf hindeuten, was das Risiko für Schübe während anderer Behandlungen ebenfalls erhöht. Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass die jährliche Schubrate geringer war, wenn die Behandlung innerhalb von 90 Tagen nach Beendigung der Behandlung mit Natalizumab gestartet wurde im Vergleich zu einem Therapiebeginn nach 90 Tagen. Von den 506 Teilnehmern der Studie berichteten 42 (8 %) während der Untersuchung von mehr als einer Nebenwirkung, was zu einem Absetzen von DMF führte. Die häufigsten genannten Nebenwirkungen waren Magen-Darm-Probleme.

Die Wissenschaftler fassen zusammen, dass diese Ergebnisse zeigen, dass Dimethylfumarat mit einer verzögerten Freisetzung eine Option für Menschen mit MS sein könnte, die eine Behandlung mit Natalizumab beenden.

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