Multiple Sklerose

Mit MS alt werden

Original Titel:
MS-Therapie im Alter - Was gilt es zu bedenken?

MedWiss – Durch Fortschritte in Diagnostik und Therapie ist die Lebenserwartung von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Alt werden mit MS stellt allerdings ebenfalls eine Herausforderung dar, bei der ein durch den Alterungsprozess schwächer werdendes Immunsystem, altersbedingte Entzündungsprozesse (Inflamm-Aging) und typische Alterserkrankungen berücksichtigt werden müssen.


Mit der besseren Diagnostik und wirksamen, krankheitsmodifizierenden Therapien nimmt die Lebenserwartung von Menschen mit MS in den letzten Jahrzehnten weltweit zu. Das steigende Alter der Patientinnen und Patienten mit MS stellt jedoch einige Herausforderungen an die Behandlung. Besonders liegt dies an der Immunseneszenz. Immunseneszenz beschreibt den Alterungsprozess des Immunsystems, der zu einer eingeschränkten Immunantwort und zur höheren Infektanfälligkeit älterer Menschen beiträgt. Ein besonderes Merkmal der Immunseneszenz ist eine chronische, niedriggradige Entzündung, die man als Inflamm-Aging bezeichnet. Dies kann die Entwicklung häufig im Alter auftretender Erkrankungen wie beispielsweise Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus fördern.

Die MS kann durch chronische Entzündungsprozesse die Alterung des Immunsystems und somit das Inflamm-Aging beschleunigen. Außerdem kommt es bei Patientinnen und Patienten mit MS häufiger zu bestimmten alterstypischen Begleiterkrankungen (Komorbiditäten), beispielsweise ischämischen Schlaganfällen, als in der Allgemeinbevölkerung. In einer Querschnittsstudie mit Menschen mit MS über 60 Jahren in den USA und Europa fanden sich bei etwa zwei Dritteln der Teilnehmenden Herzerkrankungen. Über 40% der Patientinnen und Patienten mit MS wies eine Fettstoffwechselstörung und Bluthochdruck auf und etwa 30% der Menschen mit MS war adipös. Darüber hinaus bestehen Unsicherheiten zu Wirksamkeit und Sicherheit krankheitsmodifizierender Therapien bei älteren Patientinnen und Patienten, da diese bei klinischen Studien häufig ausgeschlossen wurden.

Alterungsprozesse stellen somit bei Menschen mit MS eine besondere Herausforderung dar, bei der nicht nur auf die MS, sondern auch auf das geschwächte Immunsystem sowie verschiedene Begleiterkrankungen geachtet werden sollte und diese Punkte bei der Wahl der MS-Therapie berücksichtigt werden sollten. Experten raten daher zu einer jährlichen Evaluation der laufenden Therapie bei Patientinnen und Patienten mit MS über 55 Jahren. Dabei sollte ermittelt werden, ob manche der Medikamente weiterhin notwendig sind oder eine Deeskalation möglich ist. Sind Betroffene seit mindestens 5 Jahren schubfrei und zeigt sich die Erkrankung in diesem Zeitraum klinisch und im bildgebenden Verfahren (MRT-Befund) stabil, kann eine Anpassung der Therapie erwogen werden. Menschen mit MS können außerdem mit Hilfe von Vorsorgeuntersuchungen, den empfohlenen Schutzimpfungen und gesunder Lebensweise manchen alterstypischen Erkrankungen vorbeugen, um auch im fortgeschrittenen Alter bestmöglich zu leben.

 

Weitere Informationen zur MS finden Sie unter https://www.ms-gateway.de/

 

Mit freundlicher Unterstützung der Bayer Vital GmbH

 

Referenzen

1. Vaughn CB, Jakimovski D, Kavak KS, et al. (2019). Epidemiology and treatment of multiple sclerosis in elderly populations. Nat Rev Neurol. 15(6):329-342.  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31000816/

2. Hua L H, Hersh C M, Tian F et al. Clinical characteristics of a large multi-center cohort of people with multiple sclerosis over age 60. Mult Scler Relat Disord, 2020. 47:102637 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33276238/ 

3. Capkun G, Dahlke F, Lahoz R, et al. (2015). Mortality and comorbidities in patients with multiple sclerosis compared with a population without multiple sclerosis: An observational study using the US Department of Defense administrative claims database. Mult Scler Relat Disord. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26590661/

4. Pawlitzki, M., Meuth, S. MS-Therapie im Alter – Was gilt es zu bedenken?. DNP 21, 36–41 (2020). https://doi.org/10.1007/s15202-020-2900-6

 

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