Multiple Sklerose

Älterwerden mit MS: Dauersitzen problematisch

Original Titel:
Sedentary Behavior and Lower-Extremity Physical Function across the Lifespan of Adults with Multiple Sclerosis

Kurz & fundiert

  • Körperliche Funktion bei MS: Gleichgewicht, Gehgeschwindigkeit und Kraft
  • Zusammenhang von Alter und Sitzverhalten?
  • Bewegungsmessung über 7 Tage bei 216 MS-Patienten unterschiedlichen Alters
  • Nicht Gesamtsitzdauer, sondern längeres Sitzen am Stück wesentlich für körperliche Funktion
  • Längere sitzend verbrachte Phasen gezielt unterbrechen

 

MedWiss – Die vorliegende Studie untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Aktivität oder Sitzverhalten und der körperlichen Funktion bei MS und fand, dass Patienten mit zunehmendem Alter längere Zeit am Stück sitzend verbrachten und dies mit der körperlichen Funktion korrelierte. Ein möglicher Ansatzpunkt zur Verbesserung der körperlichen Funktion von MS-Patienten könnte demnach womöglich sein, Sitzphasen häufiger zu unterbrechen.


Mit zunehmendem Alter nimmt häufig die körperliche Fitness ab – dies ist auch bei der Multiplen Sklerose (MS) nicht anders, kann sich jedoch gemeinsam mit möglichen Schädigungen infolge der Erkrankung stärker auf die Mobilität und Alltagsfunktionen auswirken. Besonders oft sind Gleichgewicht, Gehgeschwindigkeit und Kraft in den Beinen betroffen. Ein möglicher Ansatzpunkt zur Verbesserung der körperlichen Funktion von MS-Patienten kann sein, weniger zu sitzen und mehr aktive Bewegung in den Alltag zu integrieren. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Sitzverhalten und körperlicher Funktion mit zunehmendem Alter bei MS noch wenig untersucht worden – somit ist unklar, welche Aspekte des Sitzens konkret relevant sind.

Gleichgewicht, Gehgeschwindigkeit und Kraft bei MS: Zusammenhang von Alter und Sitzverhalten

Die vorliegende Studie untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Aktivität oder Sitzverhalten und der körperlichen Funktion bei MS-Patienten unterschiedlichen Alters. Die körperliche Aktivität wurde mit Hilfe eines Beschleunigungssensors gemessen, den die Teilnehmer für 7 Tage an sich trugen. Die körperliche Funktion wurde im Labor mit Hilfe des SPPB (Short Physical Performance Battery) ermittelt, das Gleichgewicht, Gehgeschwindigkeit und Aufstehen aus dem Sitzen (Kraft der Beine) erfasst. Die Teilnehmer füllten eine Befragung zu demographischen (Alter, Geschlecht) und klinischen Aspekten (Art der MS-Erkrankung, Erkrankungsdauer) aus und gaben Auskunft zu ihrem Behinderungsgrad (PDDS, Patient Determined Disease Steps). Die Teilnehmer wurden in Gruppen für jüngere Personen (20 – 39 Jahre), mittleres Alter (40 – 59 Jahre) und ältere Personen (60 – 79 Jahre) eingeordnet.

Bewegungsmessung bei 216 MS-Patienten unterschiedlichen Alters

216 Patienten, meist Frauen (76 %), nahmen an der Studie teil. Die meisten der Patienten litten an einem schubförmig-remittierenden Verlauf der MS (88 %). Im Gesamtdurchschnitt waren die Teilnehmer 49,6 Jahre alt und litten seit 13,0 Jahren (+/- 9,6) an MS. Insgesamt unterschieden sich die Altersgruppen nicht signifikant darin, wie viel sie saßen oder wie regelmäßig sie das Sitzen durch Bewegung unterbrachen. Im Mittel saßen die Teilnehmer 497,7 Minuten (+/- 91,8 Minuten) täglich, also über 8 Stunden. Signifikant unterschiedlich war jedoch die durchschnittliche, sitzend verbrachte Zeit (p = 0,013). Dies entsprach auch einer mit zunehmendem Alter geringeren Fitness (SPPB: p = 0,002).

  • Jüngere: Mittlere Sitzdauer: 41,8 min; SPPB: 11,1
  • Mittleres Alter: Mittlere Sitzdauer: 44,5 min; SPPB: 10,4
  • Ältere: Mittlere Sitzdauer: 46,0 min; SPPB: 9,5

Die weitere Analyse deutete an, dass tatsächlich nicht die Gesamtsitzdauer, sondern das Muster (z. B. längeres Sitzen am Stück) mit der körperlichen Funktion bei jüngeren, mittelalten und älteren Teilnehmern assoziiert war und das Ausmaß dieses Zusammenhangs sich mit dem Alter veränderte.

Längeres Sitzen am Stück mit zunehmendem Alter mit geringerer körperlicher Funktion verknüpft

Zukünftige Interventionen, so die Autoren, sollten längere, sitzend verbrachte Phasen gezielt unterbrechen, um womöglich die körperliche Funktion bei MS mit zunehmendem Alter zu verbessern.

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