Brustkrebs

Trastuzumab Deruxtecan bei zuvor behandeltem, HER2-low und fortgeschrittenem Brustkrebs

Original Titel:
Trastuzumab Deruxtecan in Previously Treated HER2-Low Advanced Breast Cancer

Kurz & fundiert

  • Phase-III-Studie: Wirkung von Trastuzumab Deruxtecan auf zuvor behandelten, HER2-low, fortgeschrittenen Brustkrebs
  • Im Vergleich zu individuell gewählter Chemotherapie: signifikant längeres progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben mit Trastuzumab Deruxtecan
  • Ähnliche Inzidenz unerwünschter Ereignisse

 

MedWiss – In einer Phase-III-Studie wurde die Wirkung von Trastuzumab Deruxtecan auf zuvor behandelten, HER2-low, fortgeschrittenen Brustkrebs untersucht. Die Studie ergab im Vergleich zu der Behandlung mit einer individuell gewählten Chemotherapie ein signifikant längeres progressionsfreies – und Gesamtüberleben. Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse war in beiden Behandlungsgruppen ähnlich.


Weist ein Tumor eine große Menge von bestimmten Rezeptoren auf (Humaner epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor 2, kurz HER2), spricht man von HER2-positivem Brustkrebs. An diesen Rezeptoren können Wachstumssignale anbinden, die ein stärkeres Wachstum des Tumors bewirken. Ob die Rezeptoren ausgebildet werden, ist entscheidend dafür, welche Behandlungsstrategie gewählt wird. So können bei HER2-positivem Brustkrebs Erfolge z. B. durch das Medikament Trastuzumab Deruxtecan erzielt werden. Dieses sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugat besteht aus einem Antikörper und einem Zytostatikum. Der Antikörper bindet an Rezeptoren auf der Tumoroberfläche und verhindert so das Anbinden von Wachstumsfaktoren. Das Zytostatikum wird durch den Antikörper zum Tumor gebracht und kann dort gezielt seine Wirkung entfalten.

Neuer Behandlungsansatz für Tumore mit geringer HER2-Menge

Studien haben nun gezeigt, dass rund 60 % aller metastasierten Brustkrebstumore, die als HER2-negativ eingestuft werden, zumindest eine geringe Menge dieser Rezeptoren ausbilden. In solchen Fällen ist von HER2-low die Rede. Die Einstufung dieser Tumore als „HER2-negativ“ begrenzt die möglicherweise wirksamen Behandlungsoptionen und führt häufig zu der Anwendung einer Chemotherapie anstelle einer spezifischen (zielgerichteten) Therapie. In einer Phase-III-Studie wurde nun untersucht, wie sich die Behandlung von Patientinnen mit HER2-low Brustkrebs mit Trastuzumab Deruxtecan auswirkt. Das Medikament wird normalerweise für HER2-positiven Brustkrebs eingesetzt. Für die Studie wurden sowohl Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs inkludiert (480 Fälle), als auch solche mit HER2-low Brustkrebs, die nach herkömmlicher Klassifizierung als HER2-negativ eingestuft werden (60 Fälle). Die Patientinnen wurden randomisiert (2:1) aufgeteilt: Sie erhielten entweder Trastuzumab Deruxtecan oder eine Chemotherapie nach Wahl des behandelnden Arztes. Für den Vergleich der Endpunkte wurde die Hazard Ratio (HR) gebildet.

Längeres progressionsfreies- und Gesamtüberleben bei der Behandlung mit Trastuzumab Deruxtecan

Bei der Behandlung mit Trastuzumab Deruxtecan wurde ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben erreicht:

  • Trastuzumab Deruxtecan: 9,9 Monate
  • Chemotherapie: 5,1 Monate (HR: 0,50; p < 0,001)

Das Gesamtüberleben fiel in der Trastuzumab Deruxtecan-Gruppe ebenfalls signifikant länger aus:

  • Trastuzumab Deruxtecan: 23,4 Monate
  • Chemotherapie: 16,8 Monate (HR: 0,64; p = 0,001)

Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse des Grades 3 oder höher sah bei beiden Behandlungsarten ähnlich aus:

  • Trastuzumab Deruxtecan: 52,6 %
  • Chemotherapie: 67,4

Die Autoren schlussfolgerten, dass auch Patienten mit HER2-low Brustkrebs durch die Behandlung mit Trastuzumab Deruxtecan länger überlebten als durch die Behandlung mit Chemotherapie. Auch verginge mehr Zeit bis zum Krankheitsfortschritt bei der Behandlung mit Trastuzumab Deruxtecan. Dabei sei das Auftreten von unerwünschten Ereignissen in beiden Gruppen vergleichbar. Die Ergebnisse hätten das Potential, neue Behandlungsoptionen für Patientinnen zu eröffnen, die zuvor als HER2-negativ eingestuft wurden.

 

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