Multiple Sklerose

Sexuelle Störungen bei Frauen mit Multipler Sklerose

Original Titel:
[Female sexual dysfunction and multiple sclerosis: A case-control study]

Kurz & fundiert

  • Sexuelle Dysfunktion kann von mangelndem Interesse, Schwierigkeiten bei der Erregung bis hin zu Schmerzen beim Sex reichen
  • Solche Probleme sind keine Seltenheit bei Patienten mit Multipler Sklerose
  • Tunesische Forscher ermittelten nun das Ausmaß der Problematik bei Frauen mit MS

MedWiss Sexuelle Störungen bei Frauen sind nicht so gut untersucht wie solche Beschwerden bei Männern. Das gilt auch bei Frauen mit MS.


Eine Multiple Sklerose (MS) kann ganz verschiedene Bereiche des Gehirns und des Rückenmarks betreffen. Genauso vielfältig können daher die Symptome einer MS sein. Noch nicht alle dieser Bereiche sind ausreichend erforscht und beschrieben. Sexuelle Probleme mit Multipler Sklerose waren schon bekannt, wie stark und wie konkret aber Frauen mit MS davon betroffen sind, war noch nicht untersucht. Wissenschaftler aus Tunesien haben sich Symptome der sexuellen Dysfunktion bei Frauen mit Multipler Sklerose genauer angesehen.

Übergang zwischen normaler Flaute und sexueller Störung kann fließend sein

Unter einer sexuellen Dysfunktion, also einer sexuellen Störung oder Beschwerden in diesem Bereich, bei Frauen verstehen Ärzte sexuelle Probleme z. B. ein mangelndes Interesse an Sex, das die Frauen belastet, Schwierigkeiten einen Orgasmus zu erleben sowie unangenehme Empfindungen oder Schmerzen beim Sex. Solche Einschränkungen der Sexualität können als belastend oder störend empfunden werden und bei Frauen mit MS infolge von Entzündungen an den daran beteiligten Hirnregionen und Nerven hervorgerufen werden.

Vergleich von Frauen mit MS mit Frauen mit ähnlichem Lebensstil und Alter ohne MS

Die tunesischen Forscher vergleichen 26 Frauen mit MS mit 26 Frauen ohne MS, die hinsichtlich Alter und Lebensstandard zu den Patientinnen passten. Dabei bewerteten die Wissenschaftler den Behinderungsgrad der MS-Patientinnen (EDS-Wert), befragten sie zu ihrer sexuellen Funktionalität und ermittelten, ob Depressionen vorlagen.

Frauen mit MS häufiger von sexueller Dysfunktion betroffen

Die Ergebnisse zeigten, dass sexuelle Dysfunktionen bei Frauen mit MS häufig auftreten. In der Studie waren 69,2 % der Frauen mit MS betroffen im Vergleich zu 26,9 % der Frauen aus der Kontrollgruppe. Sexuelles Verlangen, sexuelle Erregbarkeit und Orgasmusfähigkeit waren in der Untersuchung der tunesischen Forscher am häufigsten betroffen. Die Punktzahlen im Fragebogen zur sexuellen Funktion (mit den Unterkategorien sexuelles Verlangen, Erregung, Lubrikation, Orgasmus und Befriedigung) waren geringer bei Frauen mit MS als bei den Frauen ohne MS.

Verschiedene Faktoren standen mit sexueller Dysfunktion im Zusammenhang

Die statistische Auswertung der Untersuchungsergebnisse deutete auf eine Verbindung von sexueller Dysfunktion bei Frauen mit MS zu Alter, Dauer der Ehe, Behinderungsgrad und dem Vorliegen von Depressionen hin. Eine Verbindung gab es außerdem zu einem geringen Bildungsstandard und Blasenstörungen. Das zeigt, dass bei Frauen mit MS eine ganze Reihe von Faktoren ebenfalls Einfluss auf ihre sexuelle Funktionalität haben.

Ärzte und Patientinnen sollten über eine mögliche sexuelle Dysfunktion sprechen

Die Wissenschaftler fassen zusammen, dass die Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Berücksichtigung einer möglichen sexuellen Dysfunktion bei Frauen mit MS ist. Laut den Wissenschaftlern sollten daher Ärzte ebenfalls auf diesen Aspekt eingehen, da dies die Lebensqualität der Patientinnen verbessern kann. Frauen mit MS, die glauben von einer sexuellen Störung betroffen zu sein, die sie als belastend oder störend empfinden, sollten sich daher andersherum ebenfalls nicht scheuen, die Beschwerden mit einem Arzt zu besprechen.

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