Das Bauchfett spielt wichtige Rolle bei Remission des Prädiabetes

​​​​​​​Prädiabetes ist eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Nieren- und Augenerkrankungen und verschiedene Krebsarten. Wissenschaftler aus dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) zeigen, dass eine Remission bei Prädiabetes möglich ist.  Eine Prädiabetes Remission schützt vor Typ-2-Diabetes und ist langfristig mit besserer Nieren- und Gefäßfunktion verbunden, wie die Forschenden in The Lancet Diabetes & Endocrinology berichten.

Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall und sind einer höheren Sterblichkeit ausgesetzt. Bis vor einigen Jahren galt der Typ-2-Diabetes als unumkehrbar. Mittlerweile weiß man: Typ-2-Diabetes kann durch eine starke Gewichtsreduktion bei einem Teil der Betroffenen in einen Zustand der Remission gebracht werden. Die Patient:innen sind dann gesund, ohne jedoch geheilt zu sein. Allerdings ist die Remission selten von Dauer: Die meisten Patientinnen und Patienten entwickeln nach 5 Jahren erneut einen Typ-2-Diabetes.

Forschende des DZD untersuchten deshalb, ob es möglich ist, die Vorstufe des Typ-2-Diabetes, den Prädiabetes, rückgängig zu machen. Beim Prädiabetes sind die Blutzuckerwerte schon erhöht, allerdings noch nicht hoch genug, um von einem Typ-2-Diabetes zu sprechen. Aber auch Menschen mit Prädiabetes können Komplikationen an Herz, Nieren und Augen entwickeln.

In der Prädiabetes Lifestyle Intervention Study (PLIS), einer großen Multicenter-Studie des DZD, nahmen 1.105 Personen mit Prädiabetes an einem 1-jährigen Gewichtsreduktionsprogramm teil. Es bestand aus gesunder Ernährung und mehr körperlicher Bewegung. Als die Forschenden sich die Teilnehmenden anschauten, die mindestens 5% ihres Gewichts abgenommen hatten, stellten sie fest: Einige hatten eine Remission erreicht, andere nicht – obwohl der relative Gewichtsverlust bei allen gleich war.

Bessere Insulinsensitivität durch weniger Bauchfett

Es schien nicht der Gewichtsverlust per se für die Remission verantwortlich zu sein. Jedoch zeichneten sich diejenigen, die eine Remission erreicht hatten, durch eine noch bessere Insulinsensitivität aus. Sie reagierten empfindlicher auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin. Und sie hatten mehr viszerales Bauchfett abgebaut. Viszerales Bauchfett liegt direkt in der Bauchhöhle und umgibt den Darm. Es kann die Insulinsensitivität beeinflussen, unter anderem durch eine Entzündungsreaktion im Fettgewebe.

Die Reduktion des viszeralen Bauchfetts ist bei Prädiabetes offenbar von entscheidender Bedeutung, um eine Remission zu erreichen. Diese sollte den DZD-Forschenden zufolge das Therapieziel beim Prädiabetes sein. Bislang versuchte man durch eine Gewichtsreduktion nur den Ausbruch des Typ-2-Diabetes hinauszuzögern. Aber diejenigen, die in der Studie Remission erreicht hatten, hatten noch bis zu 2 Jahren nach Ende des Programms ein stark reduziertes Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Außerdem zeigten sie eine verbesserte Nierenfunktion und einen besseren Zustand ihrer Blutgefäße.

Die Wahrscheinlichkeit einer Remission steigt den neuen Ergebnissen zufolge, wenn das Körpergewicht um 5% und der Bauchumfang um etwa 4 cm bei Frauen und 7 cm bei Männern reduziert werden.

Original-Publikation:

Sandforth A et al. (2023): Mechanisms of weight loss-induced remission of prediabetes: A Post hoc Analysis of the Randomized Controlled Multicenter Prediabetes Lifestyle Intervention Study (PLIS). Lancet Diabetes Endocrinology 2023
https://authors.elsevier.com/a/1hplZ7tNucn7Vs