Vor Reisen Impfstatus überprüfen – Keuchhusten-Ausbruch in Dänemark

Düsseldorf – In Dänemark treten derzeit gehäuft Fälle von Keuchhusten auf. Bereits seit Mai steigen die Infektionszahlen stark an und liegen mittlerweile so hoch, dass die zuständigen Behörden von einer landesweiten Epidemie sprechen. Als besonders betroffen gilt die Ostseeinsel Fünen. Das CRM Centrum für Reisemedizin nimmt den Ausbruch zum Anlass, einmal mehr auf die Bedeutung eines aktuellen Impfschutzes hinzuweisen und rät dazu, diesen auch vor Auslandsreisen zu überprüfen.

Zwischen 80 und 100 Keuchhusten-Infektionen, medizinisch als Pertussis bezeichnet, werden in Dänemark üblicherweise im Monatsdurchschnitt gemeldet. Im Oktober lag die Zahl der gemeldeten Keuchhustenfälle bei 1131 und damit mehr als zehnmal so hoch. „Zu einem solchen epidemischen Anstieg der Infektionszahlen kommt es alle vier bis sechs Jahre“, sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Die Pertussisimpfung zähle zwar in Deutschland wie in Dänemark zu den Standardimpfungen, dennoch reiche der Impfschutz in der Bevölkerung nicht aus, um Ausbrüche völlig zu verhindern. Denn weder Impfung noch durchgemachte Erkrankung vermitteln einen lebenslangen Schutz vor erneuter Infektion. Die Immunität hält nach der Impfung 4 bis 12 Jahre an, nach einer durchgemachten Keuchhusten-Erkrankung 4 bis 20 Jahre.

Nach der Grundimmunisierung, die aus vier Impfungen in den ersten 14 Lebensmonaten besteht, sieht der Impfkalender der Ständigen Impfkommission STIKO daher eine Auffrischimpfung im Alter von 5 bis 6 Jahren vor und eine weitere im Jugendalter bis spätestens zum 17. Geburtstag. Darüber hinaus sollte bei allen Erwachsenen die nächste fällige Tetanus-Impfung einmalig mit einem Kombinationsimpfstoff vorgenommen werden, der auch eine Pertussis-Komponente enthält.

Von dem Ausbruch in Dänemark sind nun hauptsächlich Jugendliche zwischen 10 und 19 Jahren betroffen. „Das deutet darauf hin, dass besonders die Auffrischimpfungen oft ausgelassen wurden“, sagt Jelinek. Auch in Deutschland betrifft die „Kinderkrankheit“ aus diesem Grund mittlerweile mehr Erwachsene als Kinder.

Der Keuchhusten wird von Bakterien der Art Bordetella pertussis verursacht, die hochinfektiös sind und durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt mit Infizierten übertragen werden. Die erste Phase der Erkrankung ähnelt meist einer normalen Erkältung mit nur leichtem Husten. Nach ein bis zwei Wochen beginnen jedoch die namensgebenden krampfartigen Hustenanfälle, die mit einem pfeifenden Geräusch beim Einatmen einhergehen, mitunter auch mit Atemnot und Erbrechen. Diese zweite Phase kann bis zu zehn Wochen dauern, erst dann klingen die Symptome allmählich wieder ab. „Bei Jugendlichen und Erwachsenen äußert sich der Keuchhusten aber oft lediglich als hartnäckiger Husten ohne das charakteristische ,Keuchen‘, sodass die Diagnose häufig nicht gestellt wird“, sagt Jelinek. Er rät dazu, bei jedem Husten, der länger als 14 Tage anhält, an einen Keuchhusten zu denken – auch bei Erwachsenen.

Gefährlich ist die Erkrankung allerdings hauptsächlich für Neugeborene und sehr junge Säuglinge, die noch nicht durch eine Impfung geschützt werden können. „Die erste Impfung kann erst nach dem vollendeten zweiten Lebensmonat gegeben werden“, erläutert Jelinek. Jüngere Kinder – und auch ungeimpfte Kinder in ihrem ersten Lebensjahr – seien häufig von schweren Verläufen betroffen, die eine Aufnahme ins Krankenhaus notwendig machten und in Einzelfällen mit lebensbedrohlichen Atemstillständen einhergehen könnten. Um den Schutz für die Jüngsten zu verbessern, empfiehlt die STIKO Schwangeren seit einigen Jahren, sich zu Beginn des letzten Schwangerschaftsdrittels gegen Keuchhusten impfen zu lassen – unabhängig vom Zeitpunkt der letzten Auffrischimpfung. Die von der Mutter gebildeten Antikörper gehen dann über die Plazenta auf das ungeborene Kind über und schützen dieses in den besonders kritischen ersten Wochen nach der Geburt. Auch andere Kontaktpersonen von Säuglingen sollten ihren Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls eine Auffrischimpfung vornehmen lassen, rät das CRM. „Das sollte mindestens vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geschehen, damit sich die Immunität noch aufbauen kann“, sagt Jelinek. Diese Empfehlung gelte für die werdenden Eltern und Großeltern ebenso wie für Geschwister, Freunde, Babysitter und Tagesmütter. Generell sollten alle Personen, die in Gesundheits-, Pflege- oder Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten, ihren Pertussis-Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen lassen.

Quellen:

Zahl der Keuchhustenfälle in Dänemark: https://www.ssi.dk/sygdomme-beredskab-og-forskning/sygdomsovervaagning/k/kighoste—overvaagning

Keuchhustenfälle in Deutschland: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Pertussis.html#doc2374534bodyText12

Hahn J. Pertussis (Keuchhusten). In: Hahn J, Hrsg. Checkliste Innere Medizin. 9., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023.