COVID-19 / Erkrankung

Corona: Antivirales Azvudin vermutlich nur eingeschränkt relevant

Original Titel:
Phase III, randomized, double-blind, placebo-controlled clinical study: a study on the safety and clinical efficacy of AZVUDINE in moderate COVID-19 patients

 
Kurz & fundiert
  • Antiviraler Wirkstoff Azvudin: Viruslast senken bei Infektion mit neuem Coronavirus?
  • Phase-3-Studie mit 180 überwiegend ungeimpften COVID-19-Patienten
  • Keine raschere Symptomlinderung
  • Klinikentlassung ca. 1 Tag früher mit Azvudin (7,73 Tage vs. 8,89 Tage)
  • Relevanz von antiviralem Azvudin in immunisierter Bevölkerung unklar
  MedWiss Eine Phase-3-Studie mit 180 überwiegend ungeimpften COVID-19-Patienten zeigte eine nur geringfügig raschere Reduktion der SARS-CoV-2-Viruslast mit dem antiviralen Wirkstoff Azvudin als mit einem Placebo, jedoch keine schnellere Symptomlinderung. Die Azvudin-Gruppe konnte im Schnitt ca. 1 Tag früher aus der stationären Behandlung entlassen werden. Welche Rolle der Wirkstoff in der inzwischen weitgehend immunisierten Bevölkerung spielen könnte, auch verglichen zu besser etablierten Medikamenten, werden weitere Studien zeigen müssen.
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 kann die Erkrankung COVID-19 auslösen. Mittlerweile können die Folgen der Erkrankung durch eine Impfung häufig gut abgemildert werden. Dennoch kommt es immer noch zu Erkrankungen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Wirksame Medikamente zur Reduktion der Viruslast könnten einen möglichen Beitrag zur Linderung leisten und sollen helfen, Patienten schneller aus der klinischen Behandlung entlassen zu können. Die vorliegende Studie untersuchte 2021, ob der antivirale Wirkstoff Azvudin, der ursprünglich gegen Hepatitis C und HIV entwickelt wurde, die Genesung von COVID-19-Patienten in der Klinik beschleunigen kann.

Antiviraler Wirkstoff Azvudin: Viruslast senken bei Infektion mit neuem Coronavirus?

Patienten mit PCR-bestätigter SARS-CoV-2-Infektion konnten an der randomisiert-kontrollierten Studie der Phase 3 teilnehmen. Die Viruslast wurde alle 48 Stunden während der Behandlung ermittelt. Vorrangig wurde untersucht, ob Patienten mit einer Behandlung mit Azvudin versus Placebo, zusätzlich zur sonstigen Standardbehandlung, aber ohne weitere antivirale oder biologische Wirkstoffe, schneller genesen, rascher Symptombesserung erfahren und früher eine reduzierte Viruslast aufweisen.

Phase-3-Studie mit 180 meist ungeimpften COVID-19-Patienten

Insgesamt wurden 180 Patienten randomisiert entweder der Behandlung mit Azvudin oder einem Placebo zugewiesen. 172 Patienten führten die Behandlung zu Ende durch und konnten hier analysiert werden. Das durchschnittliche Alter der Teilnehmer betrug 48 Jahre (Interquartilsbereich, IQR: 41 – 58), 58 % der Patienten waren Männer. Bis auf wenige Personen waren alle Teilnehmer ungeimpft. Der Schweregrad der COVID-19-Erkrankung (WHO-Skala) war zu Beginn in beiden Gruppen vergleichbar bei 4,42 (Azvudin-Gruppe) und 4,50 (Placebogruppe). Zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Klinik betrug der durchschnittliche Score mit Azvudin 0,02 (+/- 0,15), mit Placebo 0,11 (+/- 0,31) und unterschied sich jedoch nach Einschätzung der Autoren signifikant (p = 0,024; unkorrigiert für multiple Vergleiche) Die Verbesserung der meisten COVID-19-Symptome erfolgte vergleichbar schnell mit Azvudin und dem Placebo. Statistisch schienen sich Fieber (p < 0,01) und Schüttelfrost (p < 0,08) rascher mit Azvudin zu bessern, jedoch lösten sich diese Symptome in beiden Gruppen im Mittel bereits innerhalb des ersten Behandlungstags auf.

Keine raschere Symptomlinderung

Der Coronatest war in der Azvudin-Gruppe im Schnitt nach 6,5 Tagen zum ersten Mal negativ, in der Placebogruppe im Schnitt nach 8 Tagen (p = 0,028). Die Entlassung aus der Klinik war nach zwei aufeinanderfolgenden negativen Tests möglich. Die Azvudin-Gruppe erreichte dies im Schnitt nach 7,73 Tagen, die Placebogruppe im Schnitt nach 8,89 Tagen (p = 0,028). Es wurden insgesamt 112 unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Behandlung dokumentiert, von denen 105 als nicht-schwerwiegend eingeschätzt wurden.

Antivirales Azvudin vermutlich nur begrenzt nützlich

Die Studie zeigte somit eine nur geringfügig raschere Reduktion der Viruslast mit Azvudin als mit dem Placebo, jedoch im Wesentlichen keine schnellere Symptomlinderung. Patienten der Azvudin-Gruppe konnten allerdings im Schnitt ca. 1 Tag früher aus der stationären Behandlung entlassen werden. Ob die Behandlung in der inzwischen meist geimpften oder durch vorherige SARS-CoV-2-Infektionen immunisierten Bevölkerung einen Beitrag, auch verglichen zu inzwischen besser etablierten Medikamenten, leisten könnte, werden weitere Studien zeigen müssen.  
 

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