Nicht häufiger Reizdarmsyndrom nach COVID-19

Original Titel:
The incidence and predisposing factors for irritable bowel syndrome following COVID-19: a systematic review and meta-analysis.

Kurz & fundiert

  • Reizdarmsyndrom nach COVID-19: Besteht ein Zusammenhang?
  • Systematischer Review mit Metaanalyse über 10 Studien
  • Risiko für Reizdarmsyndrom nach COVID-19 nicht signifikant erhöht
  • Reizdarm-Patienten höhere Procalcitonin-Werte, häufiger Ängste/Depression nach COVID-19
  • Reizdarm ähnlich häufig sowohl nach als auch ohne vorheriges COVID-19

 

MedWiss Ein systematischer Review mit Metaanalyse über 10 Studien zeigte, dass ein Reizdarmsyndrom nicht häufiger nach COVID-19 auftrat. Patienten mit Reizdarmsyndrom nach COVID-19 litten jedoch häufiger unter Depressionen oder Ängsten – dies könnten Risikofaktoren für ein Reizdarmsyndrom darstellen, mutmaßen die Autoren.


Das Reizdarmsyndrom stellt eine häufige, funktionelle gastrointestinale Störung dar. Verschiedene Studien deuteten bereits auf Magen-Darm-Beschwerden in Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion und der Erkrankung COVID-19. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Häufigkeit und eventuelle Risikofaktoren für ein Reizdarmsyndrom nach COVID-19 in einem systematischen Review mit Metaanalyse zu untersuchen.

Reizdarmsyndrom nach COVID-19: Besteht ein Zusammenhang?

Die Autoren ermittelten relevante Studien aus medizin-wissenschaftlichen Datenbanken. Vorrangig bestimmte die Analyse die zusammengefasste Häufigkeit (Inzidenz) eines Reizdarmsyndroms nach COVID-19 sowie das relative Risiko (RR) für das Auftreten eines Reizdarmsyndroms nach COVID-19 verglichen zu Personen, die nicht zuvor an COVID-19 erkrankt waren. Sekundär bestimmten die Autoren das relative Risiko und Mittelwertdifferenzen mit Bezug zu möglichen Risikofaktoren für ein Reizdarmsyndrom im Vergleich zu Personen, die nicht an einem Reizdarmsyndrom litten.

Systematischer Review mit Metaanalyse über 10 Studien

Insgesamt wurden 10 Studien in die Analyse aufgenommen. Die zusammengefasste Inzidenz des Reizdarmsyndroms bei Personen, die zuvor an COVID-19 erkrankt waren, betrug 12 %, mit häufigerem Vorkommen innerhalb von 6 Monaten nach COVID-19 (Inzidenz 10 %) als nach 12 Monaten (Inzidenz 3 %). Im Vergleich zu Personen, die nicht an COVID-19 erkrankt waren, war das Risiko für Reizdarmsyndrom nach COVID-19 jedoch nicht signifikant erhöht (relatives Risiko, RR: 1,23; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,50 – 3,01). Auch die Analyse getrennt nach Schweregrad des Reizdarmsyndroms zeigte kein signifikant erhöhtes Risiko nach COVID-19 verglichen zu Personen ohne vorheriges COVID-19. Reizdarmsyndrom-Patienten wiesen jedoch nach COVID-19 höhere Procalcitonin-Werte (Mittelwertdifferenz: 6,73; 95 % KI: 6,08 – 7,38) auf und litten häufiger an Depressionen oder Ängsten (RR: 3,21; 95 % KI: 1,79 – 5,75).

Reizdarm ähnlich häufig sowohl nach als auch ohne vorheriges COVID-19

Die Autoren schließen, dass die Inzidenz des Reizdarmsyndroms nach COVID-19 bei etwa 12 % liegt und damit nicht höher als in der sonstigen Bevölkerung. Die Studie zeigte jedoch mögliche Risikofaktoren für das Reizdarmsyndrom nach COVID-19 auf, darunter Depression oder Ängste.

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