Longevity

Bereits frühes Übergewicht erhöht das Krebsrisiko

Original Titel:
Excess adiposity and cancer: evaluating a preclinical-clinical obesity framework for risk stratification-

Kurz & fundiert

  • Erhöht bereits präklinisches Übergewicht das Krebsrisiko?
  • Analyse der Daten von 459 342 Personen
  • Erhöhtes Krebsrisiko bereits bei Übergewicht ohne Organfunktionsstörung
  • Bei zusätzlicher Organfunktionsstörung noch größeres Krebsrisiko

 

MedWiss – Selbst ohne nachweisbare Organfunktionsstörung erhöhte Übergewicht das Krebsrisiko. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler, nachdem sie die Daten von mehr als 450 000 Personen analysiert hatten.


Es ist bereits bekannt, dass Übergewicht ein Risikofaktor für verschiedene Krebserkrankungen ist. Der BMI alleine berücksichtigt jedoch nicht, ob bereits Organfunktionsstörungen vorliegen. Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich untersuchten, ob Übergewicht bereits dann das Krebsrisiko erhöht, wenn noch keine klinischen Auffälligkeiten nachweisbar sind.

Erhöht bereits präklinisches Übergewicht das Krebsrisiko?

Die Wissenschaftler analysierten die Daten von Teilnehmern aus dem Vereinigten Königreich (aus der UK Biobank), die zwischen 40 und 69 Jahre alt waren, als sie 2006 – 2010 in die Studie aufgenommen wurden. Die Wissenschaftler teilten die Studienteilnehmer nach Definition der Lancet Diabetes and Endocrinology Commission in drei verschiedene Gruppen ein: Kontrollgruppe, präklinisches Übergewicht und klinisches Übergewicht. Präklinisches Übergewicht war definiert durch einen BMI ≥ 25 kg/m² in Kombination mit einem Taillenumfang von > 88 cm bei Frauen bzw. > 102 cm bei Männern oder einen BMI > 40 kg/m² ohne Organfunktionsstörung oder Einschränkungen der Mobilität. Die Personen mit klinischem Übergewicht unterschieden sich darin, dass sie unter Organfunktionsstörung und/oder erheblichen Einschränkungen der Alltagsaktivitäten aufgrund des Übergewichts litten. Die Wissenschaftler untersuchten die Zusammenhänge mit 28 verschiedenen Krebsarten.

Analyse von Daten von mehr als 450 000 Personen

Die Analyse umfasste die Daten von 459 342 Personen, von denen 67 % zur Kontrollgruppe zählten, 20 % präklinisches Übergewicht aufwiesen und klinisches Übergewicht bei 13 % vorlag. Während eines medianen Beobachtungszeitraumes von 11,6 Jahren wurden 47 060 Krebsfälle registriert. Statistische Analysen zeigten, dass präklinisches Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für folgende Krebsarten einherging:

  • Ösophagus-Adenokarzinom (Hazard Ratio, HR: 1,49; 95 % Konfidenzintervall, KI: 1,24 – 1,80)
  • Kardiakarzinom (HR: 1,47; 95 % KI: 1,08 – 2,00)
  • Hepatozelluläres Karzinom (HR: 1,59; 95 % KI: 1,18 – 2,13)
  • Cholangiokarzinom (HR: 1,29; 95 % KI: 1,04 – 1,61)
  • Pankreaskarzinom (HR: 1,20; 95 % KI: 1,04 – 1,39)
  • Kolorektales Karzinom (HR: 1,23; 95 % KI: 1,15 – 1,31)
  • Endometriumkarzinom (HR: 2,34; 95 % KI: 2,07 – 2,64)
  • Postmenopausaler Brustkrebs (HR: 1,19; 95 % KI: 1,12 – 1,26)
  • Tödlicher Prostatakrebs (HR: 1,27; 95 % KI: 1,06 – 1,52)
  • Nierenkrebs (HR: 1,47; 95 % KI: 1,28 – 1,69)
  • Schilddrüsenkrebs (HR: 1,34; 95 % KI: 1,05 – 1,70)

Erhöhtes Risiko bei präklinischem und klinischem Übergewicht

Klinisches Übergewicht war mit einem erhöhten Risiko für folgende Krebsarten assoziiert:

  • Lungenkrebs (HR: 1,17; 95 % KI: 1,07 – 1,27)
  • Ösophagus-Adenokarzinom (HR: 1,67; 95 % KI: 1,36 – 2,04)
  • Kardiakarzinom (HR: 1,77; 95 % KI: 1,27 – 2,46)
  • Hepatozelluläres Karzinom (HR: 2,96; 95 % KI: 2,26 – 3,88)
  • Cholangiokarzinom (HR: 1,69; 95 % KI: 1,34 – 2,11)
  • Pankreaskarzinom (HR: 1,45; 95 % KI: 1,25 – 1,70)
  • Kolorektales Karzinom (HR: 1,12; 95 % KI: 1,03 – 1,21)
  • Endometriumkarzinom (HR: 2,92; 95 % KI: 2,55 – 3,34)
  • Postmenopausaler Brustkrebs (HR: 1,18; 95 % KI: 1,10 – 1,27)
  • Nierenkrebs(HR: 1,76; 95 % KI: 1,51 – 2,05)
  • Blasenkrebs (HR: 1,23; 95 % KI: 1,04 – 1,45)
  • Schilddrüsenkrebs (HR: 1,55; 95 % KI: 1,17 – 2,04)

Bereits präklinisches Übergewicht erhöhte das Risiko für 11 der untersuchten Krebsarten – besonders für Endometriumkarzinom.

Die Wissenschaftler schlussfolgerten daraus, dass die Karzinogenese im Zusammenhang mit Übergewicht bereits vor dem Auftreten klinisch nachweisbarer Auffälligkeiten beginnt. Daher ist eine frühzeitige Risikoeinschätzung und eventuelle Gewichtsreduktion von besonderer Bedeutung.

 

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