Diabetes
Chronische Schmerzen: Kann Cannabis helfen?
Original Titel:
How to ESCAPE from Pain? An Observational Study on Improving Pain and Quality of Life with the Cannamedical® Hybrid Cannabis Extract
- Medizinalcannabis-Extrakt gegen chronische Schmerzen?
- Beobachtungsstudie mit 64 Patienten über 6 Monate
- Vielversprechende Schmerzlinderung und Besserung von Lebensqualität
MedWiss – Die Behandlung chronischer Schmerzen mit Medizinalcannabis (THC25:CBD25) erreichte in der klinischen Praxis bei Erkrankungen wie Migräne, Gelenkschmerzen, MS-Schmerz oder diabetischer Neuropathie vielversprechende Linderung der Schmerzen und Verbesserung der Lebensqualität über 6 Monate. Die Studie erfolgte jedoch ohne Kontrollgruppe und konnte keine statistisch belastbaren Ergebnisse liefern.
Chronische Schmerzen stellen eine große Herausforderung an die Behandlung dar. Die Standardtherapien erreichen häufig nur ungenügende Schmerzlinderung und gehen mit unerwünschten Effekten einher. Medizinalcannabis wird als mögliche Alternative diskutiert. Die vorliegende Studie untersuchte den Effekt von Cannabishybrid-Extrakt in der klinischen Anwendung auf Schmerzstärke und Lebensqualität.
Medizinalcannabis-Extrakt gegen chronische Schmerzen?
Die Beobachtungsstudie schloss erwachsene Patienten mit chronischen Schmerzen in Deutschland ein. Vorrangiges Ziel war es, die Wirksamkeit eines spezifischen Cannabis-Extrakts (Cannamedical® Hybrid Cannabis Extract THC25:CBD25) zur Linderung von Schmerzen zu ermitteln. Die Wirksamkeit wurde über 4 Termine im Zeitraum von 6 Monaten in der Klinik erfasst. Sekundär untersuchten die Wissenschaftler, wie sehr die Schmerzen den Alltag der Patienten beeinträchtigten und wie gut die Lebensqualität der Studienteilnehmer war. Die Schmerzstärke schätzten die Autoren mit einer numerischen Skala (0 – 10, Numeric Rating Scale, NRS, aus dem Fragebogen Brief Pain Inventory, BPI) ein. Die Beeinträchtigung durch Schmerzen evaluierte die Studie mit Hilfe des Interferenz-Werts des BPI-Fragebogens (Werte von 0 – 10). Die Lebensqualität, speziell mit Fokus auf körperliche und psychische Gesundheit, wurde mit dem Fragebogen Short Form-12 (SF-12) ermittelt. Darüber hinaus erfasste die Studie die Zufriedenheit von Patienten und Behandlern mit dem Extrakt.
Beobachtungsstudie mit 64 Patienten über 6 Monate
Insgesamt nahmen 64 Patienten, davon 50 % Frauen, mit chronischen Schmerzen an der Studie teil. Die häufigsten Indikationen zum Einsatz von Medizinalcannabis waren chronische Rückenschmerzen (42 % der Patienten), Knochen- und Gelenkerkrankungen (31 %), 31 % gaben weitere, nicht näher definierte Indikationen an. Jeweils 16 % der Patienten berichteten, dass sie mit dem Cannabis Fibromyalgie, Migräne/Clusterkopfschmerz oder posttraumatische bzw. postoperative Schmerzen behandelten. Schmerzen aufgrund von MS gaben 9 % an, bei 8 % der Patienten sollte das Cannabis Schmerzen aufgrund diabetischer Neuropathie lindern.
Patienten, die zuvor kein Cannabis genutzt hatten, betrachtete die Studie als spezifische Untergruppe (n = 35). Die durchschnittliche Schmerzintensität sank im Laufe der Studie sowohl in der Gesamtgruppe (Visite 1: 5,46 ± 1,73 vs. Visite 4: 3,37 ± 2,43) als auch in der Cannabis-naiven Gruppe (Visite 1: 5,92 ± 1,34 vs. Visite 4: 2,37 ± 1,69). Wie stark Schmerzen im Schnitt beeinträchtigten (Schmerzinterferenz), sank ebenfalls von Visite 1 zu Visite 4 in beiden Gruppen
Schmerzinterferenz:
- Gesamtgruppe: Visite 1: 5,39 ± 1,92 vs. Visite 4: 3,38 ± 2,46
- Cannabis-naive Gruppe: Visite 1: 5,68 ± 1,46 vs. Visite 4: 2,54 ± 1,99
Die körperliche und psychische Gesundheit verbesserte sich tendenziell ebenfalls in beiden Gruppen. Sowohl Ärzte als auch Patienten gaben hohe Zufriedenheit mit der Behandlung an.
Vielversprechende Schmerzlinderung und Besserung von Lebensqualität
Die Autoren schließen, dass die Behandlung chronischer Schmerzen mit Medizinalcannabis (THC25:CBD25) in der klinischen Praxis vielversprechende Effekte zeigte. Die Patienten erreichten Linderung der Schmerzen und Verbesserung der Lebensqualität über 6 Monate. Die Studie erfolgte jedoch ohne Kontrollgruppe und konnte keine statistisch belastbaren Ergebnisse liefern. Längerfristige und größere, kontrollierte Studien sind demnach nötig, um klare Evidenz für die Behandlung chronischer Schmerzen mit Cannabis zu erhalten.
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