Wirksamkeitsvergleich von ICI gegen PD-1 versus PD-L1 bei kleinzelligem Lungenkrebs
Original Titel:
Choosing the best first-line therapy for extensive-stage small-cell lung cancer: anti-PD-1 or anti-PD-L1 inhibitors?
- Immuncheckpointinhibitoren anti-PD-1 versus anti-PD-L1 – unterschiedlich wirksam in Erstlinie bei Lungenkrebs?
- Systematischer Review mit Metaanalyse über 7 randomisiert-kontrollierte Studien
- 3 339 Patienten mit ausgedehntem, kleinzelligem Lungenkrebs
- Vergleichbare Wirksamkeit, geringfügig bessere Sicherheit mit anti-PD-L1-Inhibitoren
MedWiss – Ein systematischer Review mit Metaanalyse über 7 Studien fand, dass die Behandlung mit Immuncheckpointinhibitoren anti-PD-L1 und anti-PD-1, beide kombiniert mit Chemotherapie, bei ausgedehntem kleinzelligem Lungenkrebs vergleichbar wirksam ist. Allerdings sind anti-PD-L1-Inhibitoren demnach eine etwas sicherere Erstlinien-Behandlungsoption.
Lungenkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen weltweit und stellt nach neueren Schätzungen etwa 18,7 % der krebsbedingten Todesfälle. Ungefähr 15 % dieser Krebserkrankungen gehören zur Gruppe des kleinzelligen Lungenkrebses (small cell lung cancer, SCLC). Zum Zeitpunkt der Diagnose, berichten die Autoren einer neuen Studie, leiden 70 % der Patienten bereits an ausgedehntem, kleinzelligem Lungenkrebs.
Platinbasierte Wirkstoffe bieten eine Möglichkeit, die Erkrankung zu kontrollieren, häufig entwickelt sich aber eine Resistenz dagegen. Immuncheckpointinhibitoren (ICI) können helfen, die Antitumor-Immunantwort des Körpers zu unterstützen, indem sie beispielsweise PD-1 (programmed cell death 1) oder PD-L1 (programmed death ligand 1) blockieren. Welcher dieser beiden Ansätze ist aber in der Erstlinie besser?
Immuncheckpointinhibitoren anti-PD-1 versus anti-PD-L1 – unterschiedlich wirksam in Erstlinie bei Lungenkrebs?
Die vorliegende Studie untersuchte in einem systematischen Review mit Metaanalyse die Wirksamkeit und Sicherheit von Erstlinien-ICI, die entweder PD-1 oder PD-L1 blockieren, bei Patienten mit ausgedehntem, kleinzelligem Lungenkrebs. Die Autoren ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken PubMed und EMBASE mit Veröffentlichung zwischen Januar 2010 und November 2024. Die Analyse erfasste ausschließlich randomisiert-kontrollierte Studien der Phase 3 mit anti-PD-1-Inhibitoren plus Chemotherapie versus anti-PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie. Zur Wirksamkeitsanalyse betrachteten die Wissenschaftler das progessionsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben. Darüber hinaus wurde die Sicherheit anhand unerwünschter Ereignisse analysiert.
Systematischer Review mit Metaanalyse über 7 randomisiert-kontrollierte Studien
Die Metaanalyse umfasste 7 randomisiert-kontrollierte Studien mit zusammen 3 339 Patienten. Es konnte kein signifikanter Unterschied im progressionsfreien Überleben oder Gesamtüberleben zwischen anti-PD-1-Inhibitoren und anti-PD-L1-Inhibitoren, jeweils plus Chemotherapie, festgestellt werden.
Progressionsfreies Überleben:
- 6 Monate: anti-PD-1: 42,4 % versus anti-PD-L1: 43,3 %
- 12 Monate: anti-PD-1: 19,9 % versus anti-PD-L1: 17,0 %
- 18 Monate: anti-PD-1: 14,6 % versus anti-PD-L1: 13,6 %
- Hazard Ratio, HR: 0,98; 95 % Konfidenzintervall, KI: 0,88 – 1,09; p = 0,691
Gesamtüberleben:
- 6 Monate: anti-PD-1: 86,6 % versus anti-PD-L1: 85,5 %
- 12 Monate: anti-PD-1: 58,7 % versus anti-PD-L1: 56,9 %
- 18 Monate: anti-PD-1: 38,8 % versus anti-PD-L1: 36,8 %
- 24 Monate: anti-PD-1: 28,9 % versus anti-PD-L1: 25,4 %
- HR: 0,94; 95 % KI: 0,84 – 1,06; p = 0,305
Die Sicherheits-Analyse zeigte eine geringfügig niedrigere Inzidenz unerwünschter Ereignisse von mindestens Grad 3, schwerwiegender unerwünschter Ereignisse, immun-bezogener unerwünschter Ereignisse und von Ereignissen mit Todesfolge oder Behandlungsabbruch bei Behandlungen mit anti-PD-L1-Inhibitoren im Vergleich zu anti-PD-1-Inhibitoren (p < 0,001).
Vergleichbare Wirksamkeit, geringfügig bessere Sicherheit mit anti-PD-L1-Inhibitoren
Die Autoren schließen, dass die Behandlung mit anti-PD-L1-Inhibitoren und anti-PD-1-Inhibitoren, beide kombiniert mit Chemotherapie, bei ausgedehntem kleinzelligem Lungenkrebs vergleichbar wirksam ist. Allerdings sind anti-PD-L1-Inhibitoren demnach eine etwas sicherere Erstlinien-Behandlungsoption.
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