Neuartige Hormontherapie, wenn die klassische Hormontherapie nicht mehr wirkt – Abirateronacetat vs. Enzalutamid

Original Titel:
Abiraterone or Enzalutamide in Advanced Castration-Resistant Prostate Cancer: An Indirect Comparison

MedWiss – Wenn die herkömmliche Hormontherapie gescheitert ist, können Wirkstoffe der neuartigen Hormontherapie eingesetzte werden – Enzalutamid oder Abirateronacetat. Forscher verglichen diese beiden Wirkstoffe indirekt miteinander. Sie fanden heraus, dass Enzalutamid das Fortschreiten der Erkrankung besser verhindern konnte als Abirateronacetat. Dies schien sich jedoch nicht deutlich auf das Überleben der Patienten auszuwirken. Ein direkter Vergleich der beiden Wirkstoffe ist nun nötig, um eindeutige Aussagen treffen zu können.


Wenn der Krebs sich bereits im Körper des Patienten ausgebreitet hat oder wenn ein erhöhtes Risiko dafür besteht, kommt in der Regel eine Hormontherapie zum Einsatz. Da diese auf den gesamten Körper wirkt, werden hier auch Krebszellen zerstört, die mit einer lokalen Behandlung (Strahlentherapie oder Operation) nicht erreicht werden können. Das große Problem dieser Therapie ist jedoch, dass sie nach einer gewissen Zeit ihre Wirkung verliert. Der Prostatakrebs ist dann kastrationsresistent. In diesem Fall wird entweder eine Chemotherapie oder eine neuartige Hormontherapie eingeleitet. Bei der neuartigen Hormontherapie kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die wie die klassische Hormontherapie ebenfalls in den Hormonhaushalt der Patienten eingreifen, jedoch andere Angriffspunkte haben und über andere Mechanismen wirken. So sind sie auch dann noch wirksam, wenn der Prostatakrebs bereits kastrationsresistent geworden ist. Zu den Wirkstoffen der neuartigen Hormontherapie zählen Abirateronacetat und Enzalutamid. Es ist jedoch noch unbekannt, welcher dieser beiden Wirkstoffe erfolgreicher bei dem Kampf gegen den Krebs ist. Bisher gibt es keine Studien, die diese beiden Wirkstoffe direkt miteinander vergleichen. Daher entschied sich ein Forscherteam mit Wissenschaftlern aus Singapur und den USA dafür, gemeinsam einen indirekten Vergleich zu starten.

Forscher verglichen indirekt die Wirkung von Abirateronacetat und Enzalutamid

Für ihren Vergleich der Wirksamkeit von Abirateronacetat und Enzalutamid suchten die Wissenschaftler nach umfangreichen klinischen Studien, die sich mit der Wirkung dieser beiden Wirkstoffe bei Patienten mit einem kastrationsresistenten Prostatakrebs auseinandergesetzt hatten. Dabei betrachteten sie sowohl Patienten, die noch keine Chemotherapie mit Docetaxel hinter sich hatten, als auch Patienten, die bereits mit Docetaxel behandelt wurden. Sie zogen für den Vergleich vier verschiedene Studien heran, die ihre Kriterien erfüllten.

Enzalutamid schien Abirateronacetat in gewissen Punkten überlegen zu sein

Bei der Auswertung der Daten mit statistischen Berechnungen schien es, als sei Enzalutamid Abirateronacetat im Hinblick auf das Überleben der Patienten überlegen – sowohl bei Patienten vor einer Therapie mit Docetaxel als auch bei Patienten, die bereits eine Chemotherapie mit Docetaxel hinter sich hatten. Die Daten diesbezüglich waren jedoch nicht sehr aussagekräftig, sodass hier noch keine endgültigen Schlüssen gezogen werden können. Anders sah es bei der Zeit bis zum PSA (prostataspezifisches Antigen)-Anstieg, bei der Häufigkeit, mit der der PSA-Wert sank, und bei der Zeit, bis die Krankheit weiter fortschritt, aus. Hier schien die Datenlage eindeutig zu zeigen, dass Enzalutamid Abirateronacetat in den Schatten stellt. Dies konnte sowohl bei Männer beobachtet werden, die bereits mit Docetaxel behandelt wurden, als auch bei Männern, die diese Wirkstoffe noch nie bekommen hatten.

Bezüglich der Nebenwirkungen konnten keine Unterschiede zwischen den Wirkstoffen festgestellt werden

Was die Nebenwirkungen anging, so traten schwerwiegende Nebenwirkungen bei beiden Wirkstoffen etwa gleich häufig auf. Für diese machte es somit keinen Unterschied, ob der Patient mit Enzalutamid oder Abirateronacetat behandelt wurde. Dies war in allen vier Studien der Fall.

Es schien somit deutliche Hinweise darauf zu geben, dass sich Enzalutamid stärker positiv auf das Fortschreiten der Erkrankung und den PSA-Verlauf bei Patienten mit einem kastrationsresistenten Prostatakrebs (vor oder nach einer Docetaxel-Therapie) auswirkte als Abirateronacetat. Interessanterweise konnte dieser Effekt jedoch nicht so deutlich bei dem Überleben der Patienten beobachtet werden. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich hier nur um einen indirekten Vergleich handelt, in dem verschiedene Studien miteinander verglichen wurden. In derzeit laufenden Studien werden die beiden Wirkstoffe nun auch direkt miteinander verglichen. Es bleibt abzuwarten, was dieser direkte Vergleich zeigt.

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