Eine Stuhltransplantation repariert Schäden in der Darmschleimhaut von Patienten mit Colitis ulcerosa

Original Titel:
Multidonor intensive faecal microbiota transplantation for active ulcerative colitis: a randomised placebo-controlled trial.

Die Darmflora eines jeden Menschen ist einzigartig. Sie besteht aus verschiedenen nützlichen Bakterien und anderen Mikroorganismen. Bei dauerhaften Entzündungen, wie es bei Colitis ulcerosa der Fall ist, kann die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten. Ein neuer Therapieansatz besteht darin, diese Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und somit die Symptome der Erkrankung zu lindern. Um dies zu erreichen, wird die Darmflora eines gesunden Spenders auf den Patienten übertragen. Dieses Verfahren nennt sich Stuhltransplantation. Der Stuhl des Spenders wird hierzu im Labor aufbereitet und dem Patienten während einer Darmspiegelung in den Darm eingeführt. Die Hoffnung besteht darin, dass sich die Bakterien des gesunden Spenders dauerhaft in der Darmflora des Patienten ansiedeln. Dieses Verfahren wird bereits bei einer speziellen, schweren Darmentzündung angewandt. Ob diese Methode auch bei Colitis ulcerosa wirksam ist, wird derzeit noch untersucht.

Einen Ansatz verfolgt der Mediziner Prof. Borody mit seinen Kollegen. Sie untersuchten die Wirksamkeit einer intensiven Stuhltransplantationstherapie bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Hierbei wurde der Stuhl mehrerer Spender vermengt, um die Vielfalt der Mikroorganismen zu erhöhen. Die Stuhltransplantationen wurden an drei verschiedenen Krankenhäusern in Australien durchgeführt. Insgesamt bekamen 81 Patienten 8 Wochen lang 5-mal wöchentlich einen Darmeinlauf. 41 Patienten wurde die Darmflora der Spender und 40 Patienten ein Placebo in den Darm eingeleitet. Bei 27 % der Patienten, die den Stuhl übertragen bekommen hatten, schwächten sich während der acht Wochen die Symptome ab und die Schäden in der Darmschleimhaut gingen zurück. In der Placebogruppe erreichten nur 8 % ein vergleichbares Ergebnis. Nebeneffekte wurden in beiden Patientengruppen häufig beobachtet (78 % der Patienten mit Stuhltransplantation und 83 % der Patienten aus der Placebogruppe), wobei es sich vorwiegend um milde Magen-Darm-Beschwerden handelte. Ernstere Nebenwirkungen traten nur bei zwei Patienten, die eine Stuhltransplantation bekommen hatten, und bei einem Patienten aus der Kontrollgruppe auf. Die Untersuchung der Darmflora zeigte, dass die Vielfalt der Mikroorganismen durch die Stuhltransplantation erhöht wurde. Es konnten sogar einige Bakterienstämme identifiziert werden, die mit der positiven Wirkung der Stuhltransplantation in Verbindung stehen.

Die Übertragung der Darmflora gesunder Menschen auf Patienten mit Colitis ulcerosa führte somit bei knapp einem Drittel der Patienten zu einer Abschwächung der Symptome und zu einer Verbesserung der angegriffenen Darmschleimhaut. Die Stuhltransplantation ist damit ein vielversprechender Kandidat für eine neue Therapiemöglichkeit. Es muss jedoch noch erforscht werden, wie häufig und über welchen Zeitraum Einläufe durchgeführt werden sollten, um die beste Wirkung bei gleichzeitig geringsten unerwünschten Nebenwirkungen zu erzielen. Außerdem ist noch unklar, wie ähnlich sich die Darmfloren des Spenders und Empfängers sein sollten.

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