Der Einfluss der Frauengesundheit auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Original Titel:
Women's reproductive factors and incident cardiovascular disease in the UK Biobank

Die Dauer der fruchtbaren Lebensphase hat bei Frauen einen Einfluss auf das Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit (KHK) zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Dies zeigte eine aktuelle Studie aus den USA (Studie von Ley und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American Heart Association veröffentlicht). Ein Grund für diesen Zusammenhang könnte sein, dass die weiblichen Sexualhormone, die in dieser Lebensphase produziert werden, möglicherweise einen schützende Wirkung haben könnten.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler der University of Oxford (England) untersuchten nun gemeinsam, ob auch andere Faktoren der Frauengesundheit einen Einfluss auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Für ihre Untersuchung griffen die Forscher auf eine Datenbank zurück, in der 267440 Frauen und 215088 Männer ohne eine Vorgeschichte einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verzeichnet waren. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 69 Jahre alt. Während einer 7-jährigen Beobachtungszeit erkrankten 9054 Personen (34 % Frauen) an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. 5782 Personen (28 % Frauen) erkrankten an der KHK und 3489 Personen (43 % Frauen) erlitten einen Schlaganfall.

Bei der Analyse der Daten fiel auf, dass einige Faktoren der Frauengesundheit einen Einfluss auf das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten. Wenn die Frauen zum Zeitpunkt ihrer ersten Periode sehr jung waren (unter 12 Jahre) oder wenn sie früh ihre letzte Regelblutung erlebten (unter 47 Jahren), hatten sie ein erhöhtes Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Auch dramatische Schwangerschaftsverläufe (Fehlgeburten und Stillgeburten) waren mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Das Risiko erhöhte sich außerdem, wenn der Frau die Gebärmutter operativ entfernt wurde. Dabei war das Risiko deutlich höher, wenn vor der Gebärmutter auch die Eierstöcke entfernt wurden im Vergleich zu einer alleinigen Gebärmutterentfernung. Unter all diesen Risikofaktoren hatte die Gebärmutterentfernung mit vorangegangener Eierstockentfernung den größten Effekt auf das Erkrankungsrisiko, gefolgt von einer frühen Menopause. Ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko hatte, war das Alter, in dem die Frau das erste Kind bekam. War die Frau zum Zeitpunkt der ersten Geburt älter, reduzierte sich ihr Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Interessanterweise hatte auch die Anzahl der Kinder einen Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Mehr Kinder standen mit einem höheren Risiko im Zusammenhang. Hier war das erhöhte Risiko jedoch nicht nur auf die Frauen beschränkt, denn auch bei den Männern konnte dieser Trend beobachtet werden. Das bedeutet, dass eher das Aufziehen der Kinder statt die Geburt selbst den eigentlichen Risikofaktor darstellt.

Es gibt somit einige Frauen-spezifische Faktoren, die einen Einfluss auf das Risiko für die Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung haben. Das frühe Einsetzten der ersten und der letzten Periode, ein junges Alter bei der Geburt des ersten Kindes oder das Erleiden einer Fehlgeburt, Stillgeburt oder Gebärmutterentfernung erhöhten das Herz-Kreislauf-Risiko. Der Einfluss, den die Anzahl der Kinder auf das Erkrankungsrisiko hatte, konnte bei Männern genauso beobachtet werden wie bei Frauen. Diese Ergebnisse decken sich mit den Ergebnissen einer erst kürzlich veröffentlichten Studie, in der gezeigt wurde, dass eine sehr früh einsetzende Periode und Menopause mit einem erhöhten Risiko für KHK und Schlaganfall einhergehen (Studie von Ley und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American Heart Association veröffentlicht).

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