KHK / Herzinfarkt

Geschlechtsspezifische Unterschiede nach der Ballonkatheter-Behandlung – Frauen haben ein höheres Blutungsrisiko

Original Titel:
Sex-based differences in bleeding and long-term adverse events after percutaneous coronary intervention in older patients with coronary artery disease

Um die Durchblutung bei Verengungen der Koronararterien wiederherzustellen, wird häufig eine Ballonkatheter-Behandlung durchgeführt. Chinesische Wissenschaftler fanden heraus, dass Frauen ein größeres Risiko hatten, innerhalb von zwei Jahren nach dem Eingriff von Blutungen betroffen zu sein als Männer.


Gerade was die Herz-Kreislauf-Gesundheit angeht, können immer wieder geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt werden. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Frauen ein größeres Risiko haben, im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt zu sterben, als Männer (Studie von Ubrich und Kollegen, 2017 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PloS One veröffentlicht). Und auch was die Ballonkatheter-Behandlung (eine Behandlung zur Wiederherstellung der Durchblutung) angeht, konnten bereits Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt werden. Bei Frauen traten nämlich häufiger Komplikationen auf als bei Männern (Studie von Gudnadottir und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift American heart journal veröffentlicht). Auf lange Sicht konnten jedoch keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im Krankheitsverlauf nach der Behandlung festgestellt werden (Studie von Ghoreyshi-Hefzabad und Kollegen, 2017 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Critical pathways in cardiology veröffentlicht). Doch wie sieht das speziell bei älteren Patienten aus? Gibt es bei ihnen geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverlauf nach einer Ballonkatheter-Behandlung?

Forscher verglichen den Krankheitsverlauf von älteren Frauen und Männern nach einer Ballonkatheter-Behandlung

Diese Frage gingen Wissenschaftler aus Peking (China) nach. Sie untersuchten 4926 Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), die sich 2013 in einem Krankenhaus in China einer Ballonkatheter-Behandlung unterzogen hatten und mindestens 60 Jahre alt waren. 33,6 % dieser Patienten waren Frauen und das durchschnittliche Alter betrug 67,4 Jahre. Die Wissenschaftler protokollierten, wie häufig innerhalb von zwei Jahren nach dem Eingriff Blutungen und schwere Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, auftraten.

Frauen hatten kurzfristig ein größeres Risiko für einen schlechteren Krankheitsverlauf

Der Vergleich zwischen Männer und Frauen zeigte, dass Frauen häufiger im Krankenhaus verstarben als Männer (Frauen: 0,8 % vs. Männer: 0,2 %). Außerdem litten sie noch im Krankenhaus häufiger an Blutungen (Frauen: 0,4 % vs. Männer: 0,1 %) und an dramatischen Folgeereignissen (Frauen: 2,5 % vs. Männer: 1,5 %) als Männer.

Das Blutungsrisiko innerhalb von zwei Jahren war für Frauen größer als für Männer

Nach zwei Jahren Beobachtungszeit relativierte sich der Unterschied zwischen Männer und Frauen wieder. Auf zwei Jahre betrachtet war das Sterberisiko der Frauen nämlich nicht mehr höher als der Männer (Frauen: 1,8 % vs. Männer: 1,9 %). Das galt auch für das Auftreten von dramatischen Folgeereignissen. Auch hier konnten in einem Zeitraum von zwei Jahren keine geschlechtsspezifischen Unterschiede mehr festgestellt werden (Frauen: 11,8 % vs. Männer: 13,1 %). Die beobachteten Unterschiede waren statistischen Analysen zufolge nämlich zufallsbedingt und konnten nicht auf das Geschlecht zurückgeführt werden. Anders war das jedoch bei dem Blutungsrisiko innerhalb von zwei Jahren nach dem Eingriff (Frauen: 9,2 % vs. Männer: 6,2 %). Die Wissenschaftler kamen mit speziellen Berechnungen zu dem Ergebnis, dass Frauen ein um 35 % höheres Risiko hatten, innerhalb von zwei Jahren nach der Ballonkatheter-Behandlung von Blutungen betroffen zu sein als Männer. Dieses Ergebnis kam zustande, nachdem die Patientendaten hinsichtlich anderer Unterschiede zwischen den Männern und den Frauen und hinsichtlich Behandlungsunterschieden angeglichen wurden.

Ältere Frauen hatten somit unmittelbar nach der Ballonkatheter-Behandlung ein höheres Risiko für Komplikationen als ältere Männer. Das Risiko für die meisten dramatischen Folgeereignisse relativierte sich jedoch innerhalb von zwei Jahren. Soweit deckten sich diese Ergebnisse mit denen aus den oben erwähnten Studien. Das Blutungsrisiko bildete jedoch eine Ausnahme. Frauen hatten ein höheres Risiko innerhalb von zwei Jahren nach dem Eingriff an Blutungen zu leiden als Männer.

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