Chronische Darmentzündung

Die Vitamin-D-Versorgung hat keinen Einfluss auf das Risiko, an einer chronischen Darmentzündung zu erkranken

Original Titel:
Prediagnostic Serum Vitamin D Levels and the Risk of Crohn's Disease and Ulcerative Colitis in European Populations: A Nested Case-Control Study

MedWiss – Wissenschaftler stellten sich die Frage, ob der Vitamin-D-Spiegel oder die Vitamin-D-Zufuhr einen Einfluss auf das Risiko, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken, hat. Sie konnten in ihrer Studie keinen derartigen Zusammenhang feststellen.


Der Vitamin-D-Status spielt bei dem Krankheitsverlauf von chronischen Darmentzündungen eine Rolle. Eine erst kürzlich erschienene Studie konnte zeigen, dass die Vitamin-D-Versorgung bei Patienten mit Morbus Crohn im Zusammenhang mit dem Zustand der Darmschleimhaut steht. Bei Patienten, die einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen, war die Darmschleimhaut stärker beschädigt als bei Patienten mit einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung (Studie von Ye und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Gastroenterology research and practice veröffentlicht). In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass Morbus Crohn-Patienten an einer schwereren Erkrankung litten, wenn sie nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt waren (Studie von Alrefai und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Nutrients veröffentlicht). Diese Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen Vitamin D und einer chronischen Darmentzündung bei bereits bestehender Erkrankung. Doch wie sieht es mit dem Risiko, überhaupt erst an einer chronischen Darmentzündung zu erkranken, aus? Wird auch das Risiko, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu entwickeln, von der Vitamin-D-Versorgung beeinflusst?

Beeinflusst Vitamin D das Risiko, an einer chronischen Darmentzündung zu erkranken?

Ein europäisches Forscherteam mit Wissenschaftlern aus den Niederlanden, Frankreich, Dänemark, Deutschland, Italien, Griechenland und England ging dieser Frage nun nach. Sie untersuchten, ob der Vitamin-D-Status und die Vitamin-D-Zufuhr vor einer Diagnose einen Einfluss auf das Risiko für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben. Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf eine spezielle europäische Datenbank zurück, die Informationen von 359728 Personen enthielt. Von allen Personen wurde der Vitamin-D-Status erfasst und die Vitamin-D-Aufnahme mithilfe eines Fragebogens ermittelt. Sie sammelten aus dieser Datenbank die Daten von 72 Personen, die nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 4,7 Jahren Morbus Crohn entwickelten, und von 169 Personen, die im Mittel nach 4,1 Jahren an Colitis ulcerosa erkrankt waren. Zusätzlich nahmen sie in ihrer Studie Daten von Personen mit ähnlichen Eigenschaften auf, die ebenfalls in der Datenbank aufgeführt waren und die gleichen Tests durchlaufen hatten, im Laufe der Zeit jedoch weder an Morbus Crohn noch an Colitis ulcerosa erkrankt waren.

Die Wissenschaftler konnten keinen Zusammenhang zwischen Vitamin D und dem Erkrankungsrisiko feststellen

Die statistischen Analysen der Daten ergaben, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Vitamin-D-Status und der Entwicklung von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gab. Der Vitamin-D-Spiegel hatte somit keinen Einfluss auf das Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Risiko. Das gleiche galt auch für die Vitamin-D-Aufnahme. Auch diese spielte für das Risiko, an einer chronischen Darmentzündung zu erkranken, keine Rolle.

Der Vitamin-D-Status hatte somit keinen Einfluss auf die Entwicklung von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Das bedeutet, dass ein Vitamin-D-Mangel keine Ursache für die Erkrankungen darstellt. Die Autoren der Studie regen jedoch an, diese Vermutung nochmal in einer größeren Studie mit mehr Teilnehmern zu bestätigen.

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