Asthma

Immuntherapie bei Kindern mit Heuschnupfen senkt das Asthmarisiko und verringert bestehende Beschwerden

Original Titel:
Results from the 5-year SQ grass sublingual immunotherapy tablet asthma prevention (GAP) trial in children with grass pollen allergy.

MedWissHeuschnupfen (allergische Rhinokonjunktivitis) gilt als Risikofaktor für Asthma. Durch einen sogenannten ‚Etagenwechsel‘ kann sich die Erkrankung in den Bronchialtrakt verlagern. Dies kann auch bereits bei Kindern der Fall sein. In einer kinderärztlichen Studie in mehreren Ländern wurde nun untersucht, ob eine Immuntherapie der Allergie bei Kindern hilft, das Risiko von Asthma  zu senken.


Die Immuntherapie von Allergien kann helfen, ihren Verlauf zu ändern und ein Fortschreiten zu verhindern. Dabei haben Immuntherapien zum Ziel, das Immunsystem der behandelten Patienten toleranter für die allergieauslösenden Stoffe (Allergene) zu machen. Daher wird die Immuntherapie von Allergien auch Hyposensibilisierung genannt. Dazu erhalten Patienten über mehrere Jahre entweder regelmäßig Spritzen (subkutane Immuntherapie, SCIT von engl. subcutaneous immunotherapy), die das Allergen enthalten, oder nehmen einmal täglich eine allergenhaltige Tablette ein (sublinguale Immuntherapie, SLIT), die sie unter der Zunge zergehen lassen.

Kinder mit Gräserpollenallergie aber ohne Asthma nahmen an der Untersuchung Teil

In der von einem Arzneimittelhersteller unterstützen Studie nahmen 812 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren teil. Sie litten unter einer allergische Rhinokonjunktivitis, die durch Gräserpollen verursacht wurde, zeigten aber keine Asthmasymptome. Die Kinder wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt eine allergenhaltige Tablette zur sublingualen Immuntherapie, die andere Gruppe eine Tablette ohne Allergen. Weder die Ärzte noch die Kinder selbst wussten, welches Kind welche Tablette erhielt. Die Kinder wurden entsprechend drei Jahre lang mit der SLIT-Tablette oder dem Placebo behandelt und anschließend noch zwei Jahre lang regelmäßig untersucht.

Kinder, die Immuntherapie erhielten, hatten geringeres Risiko für Asthma

Die Immuntherapie verringerte bei den untersuchten Kindern das Risiko an Asthma zu erkranken. Ebenso war die Notwendigkeit einer Asthmatherapie geringer. Beide Effekte hielten auch in den zwei therapiefreien Jahren weiter an. Auch auf den Heuschnupfen der Kinder hatte die SLIT Einfluss: Im fünfjährigen Beobachtungszeitrum verringerten sich die Heuschnupfensymptome um 22 % bis 30%. Dadurch verringerte sich der Verbrauch an Heuschnupfenmedikamenten gegenüber der Kontrollgruppe um 27 %. Die abgemilderten Heuschnupfensymptome bei Kindern, die immuntherapeutisch behandelt wurden, zeigten sich auch in den Laborbefunden (gesamt IgE, gräserpollenspezifisches IgE, Pricktest): Die Reaktion auf Gräserpollen war nach der Immuntherapie für alle Parameter geringer als bei Kindern, die mit Placebo behandelt wurden.

Besonders jüngere Kinder mit Allergie neigen zu Asthma

Der Erfolg der Behandlung war in der Studie unabhängig vom Alter der Kinder. Gleichzeitig stellten die Forscher anhand der gesammelten Daten jedoch fest, dass jüngere Kinder eine höhere vorhergesagte Wahrscheinlichkeit hatten, an Asthma zu erkranken oder auf Asthmamedikamente angewiesen zu sein, als ältere Kinder. Daher folgerten sie, dass umso jünger die Kinder bei Behandlungsbeginn waren, desto größer war der Prozentsatz der Kinder, die in der zweijährigen Beobachtungszeit davor bewahrt werden konnten Asthmasymptome zu entwickeln oder Asthmamedikamente einnehmen zu müssen. Einzig auf die Zeitspanne bis erstmals Asthmasymptome auftreten hatte die Behandlung keinen Einfluss.

Immuntherapie linderte Heuschnupfen und senkte das Asthmarisiko

Die Behandlung einer allergischen Rhinokonjunktivitis bei Kindern, die durch Gräserpollen ausgelöst wird, mittels sublingualer Immuntherapie trägt nicht nur dazu bei, die Heuschnupfensymptome zu lindern, sondern reduziert auch das Risiko für Asthmasymptome oder den Bedarf an Asthmamedikamenten. Die Studie zeigte außerdem einen positiven klinischen Langzeiteffekt auf die Medikation des Heuschnupfens. Ein Effekt auf die Zeitspanne bis zum Auftreten von Asthma konnte nicht bewiesen werden.

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