Besser sehen, aufrecht stehen: digitales OP-Mikroskop in der Neurochirurgie

Mobiler Roboterarm und digitale Bildgebung statt starres Mikroskop-Okular: Ein Exoskop verbessert in der Klinik für Neurochirurgie an der Universitätsmedizin Frankfurt die Präzision und Ergonomie im Operationssaal – zum Wohl der Patientinnen ebenso wie der behandelnden Chirurgen.

Minimalinvasive Eingriffe erfordern höchste Präzision. Es kommt auf Milli- und Mikrometer an und darauf, dass Chirurginnen und Chirurgen selbst kleinste Strukturen klar erkennen können. Seit Jahrzehnten sind Operationsmikroskope deshalb unverzichtbare Begleiter in der Chirurgie. In der Klinik für Neurochirurgie der Universitätsmedizin Frankfurt hat nun die neueste Generation dieser Technik Einzug gehalten: ein digitales Exoskop mit hochauflösender 3D-Bildgebung. Es liefert gestochen scharfe, exzellent ausgeleuchtete Bilder des Operationsfeldes auf einem 4K-Monitor und schafft zugleich ergonomisch bessere Arbeitsbedingungen – ein Gewinn für Ärztinnen und Patienten gleichermaßen. Die Technologie mit dieser Ausstattung ist in Hessen bislang einzigartig.

Präzision in 3D

„Mikrochirurgische Eingriffe, wie wir sie hier in der Klinik für Neurochirurgie durchführen, sind Präzisionsarbeit“, erklärt Prof. Dr. Marcus Czabanka, Direktor der Klinik für Neurochirurgie. „Das Aesculap Aeos unterstützt uns mit 3D-Bildgebung und erweitertem Sichtfeld auf dem Monitor. Der Kameraarm des Roboters lässt sich per Fußpedal steuern, so dass die Hände im Operationsbereich stets frei bleiben und der Arbeitsfluss nicht unterbrochen wird. Für unsere Patientinnen und Patienten bedeutet das noch sicherere Eingriffe und bessere Ergebnisse.“

Das Exoskop ersetzt die Arbeit am klassischen Okular. Statt durch ein starres Mikroskop zu blicken, visualisiert das Team den Eingriff über einen großformatigen Bildschirm. Dies eröffnet Vorteile hinsichtlich Ergonomie, Teamarbeit und Lehre.

Vorteile für den Rücken und die Lehre

Während herkömmliche OP-Mikroskope eine starre, oft belastende Haltung erfordern, erlaubt das Exoskop eine aufrechte und flexible Arbeitsweise. „Operateurinnen und Operateure verbringen mit klassischen Mikroskopen oft Stunden in unbeweglicher Körperhaltung – mit entsprechenden Risiken für Rücken und Nacken“, sagt Dr. Philip Gass, Oberarzt in der Klinik für Neurochirurgie. „Das Exoskop schafft hier Abhilfe: Wir arbeiten in natürlicher Haltung in einem offenen Arbeitsfeld. Zugleich können Kolleginnen und Kollegen den Eingriff am Monitor mitverfolgen. Das erleichtert die Ausbildung und verbessert die Kommunikation im OP-Team.“

Teil der Digitalisierungsstrategie

Die Einführung des Exoskops ist ein weiterer Baustein in der Digitalisierungsstrategie der Universitätsmedizin Frankfurt. Über eine digitale Plattform lässt sich das System mit weiteren Geräten und Funktionen vernetzen. Bereits Anfang des Jahres hatte die Klinik für Neurochirurgie einen innovativen 3D-Scanner mit reduzierter Strahlenbelastung in Betrieb genommen. Rückenwind erhält die Modernisierung nicht zuletzt durch den kürzlich abgeschlossenen Umzug in den Neubau an der Universitätsmedizin Frankfurt, in dem nicht nur das Zentrum für Neurologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie von modernster technischer Ausstattung und neu gestalteten Räumen profitiert.