Multiple Sklerose

Behandlung verschiedener Verlaufsformen: Alemtuzumab und Natalizumab im Vergleich

Original Titel:
Efficacy of alemtuzumab and natalizumab in the treatment of different stages of multiple sclerosis patients.

MedWiss – Für die Behandlung von Multipler Sklerose gibt es inzwischen verschiedene hocheffektive krankheitsmodifizierende Therapien. Doch welche ist besonders effektiv für Patienten mit schubförmiger MS oder primär oder sekundär progredienter MS? Chinesische Forscher haben die Antikörper Natalizumab und Alemtuzumab einem Direktvergleich unterzogen.


An ihrer Studie nahmen 585 MS-Patienten teil. Nach einer Untersuchung wurden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Die Gruppen A und B bestanden aus Patienten mit einem primär fortschreitenden Verlauf, die Gruppen C und D bestanden aus Patienten mit einem schubförmigen Verlauf und die Gruppen E und F aus Patienten mit einem sekundär fortschreitenden Verlauf. Jeweils eine der Gruppen jeder Verlaufsform wurde dann mit Alemtuzumab bzw. Natalizumab behandelt, um die Wirksamkeit der beiden Arzneimittel miteinander zu vergleichen. Vor Beginn der Behandlung stellten die Forscher den Behinderungsgrad (EDSS) der Teilnehmer fest sowie den Unterschied zwischen den Gruppen. Außerdem wurde ausgewertet, wie viele aktive Läsionen die Teilnehmer bei einer MRT-Aufnahme ihres Gehirns zeigten und wie schnell und wie oft es zu Verschlechterungen bzw. Schüben kam.

Nur bei schubförmiger Verlaufsform ließen sich nachweisliche Unterschiede finden

Der EDSS-Wert der Gruppen mit schubförmiger MS war deutlich geringer als der der Patienten mit progressiven Verlaufsformen. Nach 12 Monaten der Behandlung war der EDSS-Wert der Patienten mit schubförmiger MS geringer, die mit Natalizumab behandelt wurden gegenüber solchen, die mit Alemtuzumab behandelt wurden. Außerdem war der EDSS-Wert in den Gruppen mit schubförmiger MS unter der Behandlung mit Natalizumab stärker gesunken, als bei der Behandlung mit Alemtuzumab. Der Rückgang der Behinderung war hier also größer. Bei einer MRT-Untersuchung am Ende der Studie war der Rückgang aktiver Läsionen unter Natalizumab größer als unter Alemtuzumab für die MS-Patienten mit einem schubförmigen Verlauf. Außerdem dauerte es unter Natalizumab länger, bis ein erneuter Schub auftrat und die Nebenwirkungen waren geringer. Für die anderen Verlaufsformen konnten die Forscher keinen nachweislichen Unterschied in der Wirksamkeit der beiden Behandlungen feststellen.

Natalizumab vermutlich besser geeignet als Alemtuzumab zur Behandlung einer schubförmigen MS

Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass Natalizumab bei der Behandlung einer schubförmigen MS wirksamer ist als Alemtuzumab. Für die primär und sekundär progressive Verlaufsform der Multiplen Sklerose fanden die Forscher keine Hinweise auf eine unterschiedliche Wirksamkeit. Sie betonen aber auch, dass durch die begrenzte Anzahl von Therapien und der kleinen Teilnehmerzahl noch weitere Forschung nötig ist. Ihre Ergebnisse könnten aber erste Bausteine für Handlungsempfehlungen zur Behandlung der verschiedenen MS-Formen sein.

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