Multiple Sklerose

Natalizumab kann Aussehen von Immunzellen in Blutproben verändern

Original Titel:
The frequency of occurrence of atypical lymphocytes in peripheral blood smears of natalizumab-treated patients with multiple sclerosis.

MedWiss – Bei MS-Patienten ist es wichtig bei Schubsymptomen einen möglichen Infekt auszuschließen. Blutbilder lassen anhand ihrer Zusammensetzung solche Aufschlüsse zu. Doch bei Patienten, die mit Natalizumab behandelt werden scheint dies Auswirkungen auf das Aussehen von weißen Blutkörperchen haben, berichten Forscher aus Österreich. Dies ist wichtig zu wissen, um unnötige Untersuchungen oder ein voreiliges Absetzen des Medikaments zu vermeiden.


Um zu bestimmen, wie viele Immunzellen in unserem Blut sind, wird vom behandelnden Arzt ein Differenzialblutbild in Auftrag gegeben. Aus einer Blutprobe wird im Labor etwas Blut entnommen und auf einem Glasplättchen verstrichen. Nach einer Prozedur mit verschiedenen Chemikalien sind die Immunzellen in dieser Probe gefärbt und können unter dem Mikroskop ausgewertet werden. So wird beispielsweise die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut bestimmt. Häufig übernehmen heute Computer das zeitaufwendige Auszählen von Blutproben, Fachpersonal wirft dann noch zusätzlich einen kurzen Blick auf die Probe, um Auffälligkeiten auszuschließen.

Veränderungen im Blutbild weisen auf Erkrankungen hin

Sind sehr viele oder sehr wenige weiße Blutkörperchen in der Blutprobe zu finden, kann das auf Krankheiten hinweisen. Aber auch Veränderungen im Aussehen (Morphologie) der weißen Blutkörperchen hängen mit Erkrankungen und Problemen im Körper zusammen. So können Virusinfektionen, Entzündungen oder gar Krebserkrankungen des Bluts zu diesen Veränderungen führen. Bis etwa 10 % von untypisch aussehenden Leukozyten sind aber völlig normal.

Erkennen von Infektion bei MS-Patienten wichtig

Bei MS-Patienten ist es wichtig Infekte als solche zu erkennen, da sie manchmal wie ein Schub mit Symptomen daherkommen. Bei der Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen kann es öfter zu Infektionen kommen, da diese Wirkstoffe meist das Immunsystem schwächen. Gleichzeitig können sich diese Wirkstoffe auch auf das Aussehen von Lymphozyten auswirken. Hier ist es also wichtig, dass zwischen Infektionen und Veränderungen durch die MS-Therapie unterschieden werden kann.

Natalizumab kann Aussehen von weißen Blutkörperchen verändern

Forscher aus Österreich haben daher Blutproben von MS-Patienten, die mit Natalizumab behandelt werden, mit solchen verglichen, die mir Interferon oder gar nicht medikamentös behandelt wurden. Sie schauten sich an, wie in den Blutproben das Aussehen der weißen Blutkörperchen war. Dabei fiel ihnen auf, dass bei der Behandlung mit Natalizumab deutlich mehr untypische weiße Blutkörperchen in der Blutprobe zu finden waren als bei den anderen beiden Patientengruppen.

Auch wenn es nur eine kleine Gruppe von Studienteilnehmern war, zeigt die Untersuchung der Blutproben, dass unter Natalizumab untypische weiße Blutkörperchen häufiger auftreten. Da bei der Behandlung regelmäßig Blutproben gen untersucht werden, ist es hilfreich zu wissen, dass untypische Leukozyten hier auch durch das Medikament entstehen. So können unnötige Untersuchungen oder ein voreiliges Absetzen des Medikaments vermieden werden.

© Alle Rechte: HealthCom