HIV

HIV: reichen zwei Wirkstoffe?

Original Titel:
Two-drug antiretroviral regimens: an assessment of virologic response and durability among treatment-experienced persons living with HIV in the OPERA® Observational Database

Kurz & fundiert

  • Bei der HIV-Therapie werden üblicherweise mehrere medizinische Wirkstoffe gleichzeitig verabreicht
  • Wissenschaftler sahen bei ihrer Analyse, dass Präparate mit zwei oder drei Wirkstoffen gleich gut wirksam waren
  • Patienten brachen die Therapie mit einem Präparat mit zwei Wirkstoffen allerdings schneller ab

 

MedWissWissenschaftler analysierten Daten aus dem realen Behandlungsalltag von HIV-Patienten. Sie verglichen Präparate mit zwei Wirkstoffen mit Präparaten mit drei Wirkstoffen. Dabei zeigte sich, dass die Präparate gleich gut gegen den HI-Virus wirkten. Allerdings brachen die Patienten die Therapie eher ab, wenn sie ein Präparat mit zwei Wirkstoffen bekamen.


Zur Therapie einer HIV-Erkrankung (HIV = Humanes Immundefizienz-Virus) kommen in der Regel Kombinationspräparate zum Einsatz, die mehrere medizinische Wirkstoffe enthalten. Die eingesetzten Wirkstoffe greifen in verschiedene Phasen des Vermehrungszyklus vom Virus ein und verhindern so dessen weitere Ausbreitung. Viele Kombinationspräparte enthalten drei Wirkstoffe, manche auch zwei oder vier. Präparate mit zwei Wirkstoffen könnten den Vorteil bieten, dass sie mit weniger Nebenwirkungen einhergehen und aufgrund einer geringeren Anzahl von Gegenanzeigen für mehr Patienten geeignet sind.

Wissenschaftler analysierten vorbehandelte HIV-Patienten mit Therapiewechsel

Wissenschaftler analysierten nun mithilfe von den Werten einer Datenbank, wie gut Präparate mit zwei Wirkstoffen bei amerikanischen Patienten wirken. Die Analyse bezog sich auf die Daten von 10 190 HIV-Patienten, die zwischen Januar 2010 und Juni 2016 von ihrer derzeitigen Behandlung zu einer neuen Behandlung wechselten. Die neue Behandlung bestand aus einem Präparat mit zwei oder drei Wirkstoffen. Bei 4180 der 10 190 Patienten bestand eine Viruslast (Nachweis von mehr als 50 Kopien des HI-Virus in einem Milliliter Blut). Bei den restlichen 6010 Patienten konnte das Virus stabil unterdrückt werden (weniger als 50 Kopien des HI-Virus in einem Milliliter Blut).

Patienten, die das Präparat mit zwei Wirkstoffen erhielten, waren häufig älter als die Patienten, die das 3-er Präparat bekamen. Zudem hatten sie öfter eine geringere Anzahl an Abwehrzellen (CD4-Zellen) und litten häufiger an AIDS oder anderen Begleiterkrankungen.

Ähnlich gute Wirksamkeit von Präparaten mit zwei Wirkstoffen

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Patienten aus den beiden Gruppen (2 Wirkstoffe vs. 3 Wirkstoffe) in einigen wichtigen Punkten nicht unterschieden. So dauerte es ähnlich lange, bis eine stabile Krankheitseinstellung bei Patienten mit bestehender Viruslast erreicht wurde. Und auch die Zeit, bis zu der das Virus bei Patienten mit anfänglich nicht vorhandener Viruslast zum Vorschein trat, unterschied sich nicht. Bei einem weiteren Punkt unterschieden sich die beiden Patientengruppe. Denn die Patienten mit dem Präparat mit zwei Wirkstoffen brachen die Behandlung schneller ab.

Ergebnisse dieser Datenbankanalyse aus den USA zeigen, dass Präparate mit zwei Wirkstoffen häufig bei der Behandlung von HIV-Patienten eingesetzt werden – besonders bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen. Präparate mit zwei Wirkstoffen zeigten eine ähnlich gute Wirksamkeit wie Präparate mit drei Wirkstoffen. Allerdings brachen die Patienten die Behandlung mit den Präparaten mit zwei Wirkstoffen früher ab.

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