COVID-19 / Erkrankung

Auf SARS-CoV-2-Antikörper testen kann auch bislang unerkannt Infizierte aufzeigen

Original Titel:
Antibody responses to SARS-CoV-2 in patients with COVID-19

MedWiss – Forscher analysierten die Antikörperbildung bei Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion und ermittelten, ob unerkannte Infektionen bei Kontaktpersonen mithilfe der Antikörpertests erkannt werden konnten. Bei 285 Patienten mit COVID-19 testeten mit der Zeit fast 100 % positiv auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 (IgG und/oder IgM). Bei 4,3 % von 164 nahen Kontakten Infizierter war der Antikörpertest positiv, das RT-PCR-Ergebnis dagegen negativ. 10 der infizierten Kontaktpersonen waren zudem asymptomatisch, aber durch die Antikörperbildung erkennbar. 


Die Ergebnisse der RT-PCR-basierten Detektion viraler RNA ist gut geeignet, um bereits früh eine SARS-CoV2-Infektion zu bestätigen. Die Virus-spezifische Antikörperdetektion für COVID-19 könnte eine wichtige Ergänzung sein, wenn ein Verdacht besteht, aber die RT-PCR negativ zurückkommt. Außerdem könnte mit den Antikörpertests nach asymptomatischen Infektionen unter Kontaktpersonen gesucht werden. Dies könnte die Bestätigung von COVID-19-Fällen deutlich beschleunigen und Verdachtsfälle schneller identifizieren, um die Infektionsketten effektiver nachzuverfolgen.

Welche Rolle spielen Antikörpertests?

Bisherige Studien zu den älteren SARS- und MERS-Viren zeigten, dass Virus-spezifische Antikörper bei 80–100 % der Patienten innerhalb von zwei Wochen nach Symptombeginn nachweisbar waren. Ob auch die Antikörperbildung gegen SARS-CoV-2 ähnlich verlässlich abläuft und entsprechend als Werkzeug für serologische Tests nutzbar ist, war bislang nicht eindeutig geklärt.

Dazu ermittelten Forscher nun mit einer Gruppe von 285 Patienten mit COVID-19 in drei Krankenhäusern Antikörperbildung und verglichen dies mit den klassischen RT-PCR-Nachweisen des SARS-CoV-2-Virus. Von 70 dieser Patienten konnten mehrfache Proben über einen längeren Zeitraum analysiert werden.

Der Anteil der Patienten mit positivem Befund Virus-spezifischer Antikörper (Immunglobuline IgG) erreichte etwa 17–19 Tage nach Symptombeginn 100 %. Der Anteil mit positivem Ergebnis für Virus-spezifisches IgM erreichte in der Spitze 94,1 % etwa 20–22 Tage nach Symptombeginn. Während der ersten drei Wochen der symptomatischen Erkrankung konnte ein Anstieg in der der Konzentration von IgG- und IgM-Antikörpern gesehen werden. Signifikante Unterschiede im Antikörper-Titer zwischen schwerer und weniger schwerer Erkrankung zeigten sich nur mit dem IgG-Antikörper nach zwei Wochen (p = 0,001).

Kein klarer Zusammenhang zwischen Antikörperbildung und klinischem Verlauf

63 Patienten mit bestätigtem COVID-19 wurden bis zur Entlassung nachbeobachtet. Serum-Proben wurden in dreitägigen Intervallen genommen. Dabei lag die Serokonversionsrate bei 96,8 % (61/63 Patienten) über die gesamte Nachbeobachtungsphase. Zwei Patienten, eine Mutter und ihrer Tochter, behielten ihren Antikörper-negativen Status während des Krankenhausaufenthalts. 26 Patienten, die anfänglich seronegativ waren, wurden nachbeobachtet und entwickelten schließlich Antikörper in der Beobachtungsphase. All diese Patienten erreichten die Serokonversion von IgG oder IgM innerhalb von 20 Tagen nach Symptombeginn (Median für beide: 13 Tage).

Können die Antikörpertests auch Verdachtsfälle identifizieren? Dazu untersuchten die Forscher 52 Menschen mit Symptomen von COVID-19 oder auffälligen radiologischen Befunden, deren RT-PCR-Test auf das Virus in mindestens zwei aufeinander folgenden Proben negativ ausfiel. Von diesen 52 Verdachtsfällen hatten vier Virus-spezifische IgG- oder IgM-Antikörper in der ersten Probe. Bei einem Patienten wurde dies mit einem späteren RT-PCR-Test bestätigt, bei zwei weiteren stieg der Antikörpertiter weiter stark an und zeigte so eine wahrscheinliche Infektion mit SARS-CoV-2 an.

Die Forscher demonstrierten die Anwendung der Antikörpertests weiter in einem Cluster von 164 nahen Kontakten von Patienten mit bestätigter COVID-19. 16 dieser Personen, davon drei asymptomatisch, wurden mittels RT-PCR bestätigt, mit SARS-CoV-2 infiziert zu sein. Die übrigen 148 Menschen hatten negative RT-PCR-Ergebnisse und keine Symptome. Serumproben dieser 164 Menschen wurden etwa 30 Tage noch Kontakt mit der jeweils infizierten Person genommen. Die 16 RT-PCR-bestätigten Fälle waren alle auch positiv für Virus-spezifische IgG- und/oder IgM-Antikörper. Außerdem gab es bei 7 der 148 Menschen mit negativem RT-PCR-Ergebnis einen positiven Antikörpertest. Demnach wurden in diesem Fall 4,3 % (7/164 Menschen) der positiv-getesteten nahen Kontakte eines Infizierten nicht durch den RT-PCR-Test aufgespürt. Insgesamt waren von den 164 Kontaktpersonen 10 IgG- oder IgM-positiv und asymptomatisch.

Auf Antikörper testen kann auch bislang unerkannt Infizierte aufzeigen

In dieser Studie wurde nicht speziell untersucht, ob die gefundenen Antikörper das Virus neutralisieren konnten. Ob diese Menschen also immun gegen das SARS-CoV-2-Virus sind, ist mit diesen Daten nicht belegt. Außerdem gab es in dieser Studie nur eine kleine Zahl von Patienten mit schwerer oder kritischer Erkrankung, daher ist der tatsächliche Zusammenhang zwischen Antikörperbildung und klinischem Verlauf nicht ganz klar.

Die Ergebnisse der RT-PCR-basierten Detektion viraler RNA ist gut geeignet, um bereits früh eine SARS-CoV2-Infektion zu bestätigen. Die Virus-spezifische Antikörperdetektion für COVID-19 könnte eine wichtige Ergänzung sein, wenn ein Verdacht besteht, aber die RT-PCR negativ zurückkommt. Außerdem könnte mit den Antikörpertests nach asymptomatischen Infektionen unter Kontaktpersonen gesucht werden. Dies könnte die Bestätigung von COVID-19-Fällen deutlich beschleunigen und Verdachtsfälle schneller identifizieren, um die Infektionsketten effektiver nachzuverfolgen.

[DOI: 10.1038/s41591-020-0897-1 ]

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