Frühform der Demenz oder Denkleistungseinbußen erkennen: Schrittgeschwindigkeit kann einen Hinweis geben

Original Titel:
Measuring gait speed to better identify prodromal dementia.

MedWiss – Am Beispiel der Messung der Schrittgeschwindigkeit kann sich nach Stand der Forschung eine Frühform der Demenz oder Denkleistungseinbußen erkennen lassen, selbst wenn bisher noch keine solche Symptome bekannt sind. Damit bietet sich womöglich eine Chance zur Früherkennung, die zugleich einen besseren Einblick in die Grundlagen der Erkrankung des Gehirns bietet.


Körper und Geist sind eine Einheit – ist der Körper krank, kann dies auch das Denken oder die Stimmung beeinflussen. Erkranken das Gehirn und der Geist, zeigt sich das aber ebenso oft in körperlichen Symptomen, die scheinbar weit entfernt von geistigen Leistungen zu sein scheinen. Beispielsweise kann ein langsamer Gang auffällig sein – und nach neuesten Erkenntnissen womöglich sogar eine Demenzerkrankung und abnehmende Denkleistung bei älteren Menschen vorhersagen. Wie verlässlich diese Prognose ist, untersuchten Forscher nun. Dazu fassten sie die Forschung zu Zusammenhängen zwischen Schrittgeschwindigkeit und kognitivem Abbau oder Demenzerkrankung zusammen.

Erkrankt das Gehirn, zeigt sich das auch in körperlichen Symptomen – auch in der Ganggeschwindigkeit?

Für diese Übersichtsstudie durchsuchten die Experten systematisch die medizinwissenschaftlichen Datenbanken PubMed und Web of Science. Sie berücksichtigten sogenannte longitudinale Studien, die die Rolle der Schrittgeschwindigkeit bei der Vorhersage geistigen Abbaus und von Demenzerkrankungen im Zeitverlauf analysierten. Studienteilnehmer waren zu Beginn der Untersuchungen entweder kognitiv normal, hatten also eine alterstypische Denkleistung, oder zeigten leichte Beeinträchtigungen der Denkleistung.

Systematische Forschungsanalyse von Menschen mit leichten oder gar keinen Symptomen

Von 39 zur Analyse ausgewählten Studien mit insgesamt 57.456 Teilnehmern zeigte sich in 33 Untersuchungen tatsächlich ein belegbarer Zusammenhang zwischen der Ganggeschwindigkeit und der Entwicklung der Denkleistung bis hin zur Demenzerkrankung.

Aber wie stehen solche Symptome mit einer neurodegenerativen Erkrankung im Zusammenhang? Die Forscher vermuten, dass die Erkrankung sowohl Gehirnbereiche belasten, die auf geistige Leistungen wie Gedächtnis und Aufmerksamkeit spezialisiert sind, als auch solche Gehirnbereiche, die Muskeln und Körperhaltung kontrollieren. Gleichzeitig beeinträchtigen aber auch Begleiterkrankungen mit Herz-Kreislauf-Problemen oder Atemproblemen das gesamte System. Auch der Stoffwechsel und entzündliche Prozesse können viele Organe des Körpers beeinträchtigen, die sich auch auf motorische Funktionen auswirken. So zeigen sich Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung nicht nur in den geistigen, sondern eben auch in den motorischen Leistungen.

Frühformen von Demenz oder Denkleistungseinbußen sind an der Schrittgeschwindigkeit erkennbar

Die Forschungszusammenfassung zeigt demnach, dass das Zusammenspiel aus Körper und Geist bei der Entwicklung von Beeinträchtigungen der Denkleistung oder einer Demenzerkrankung deutlich wird. Am Beispiel der Messung der Schrittgeschwindigkeit kann sich so eine Frühform der Demenz oder Denkleistungseinbußen erkennen lassen, selbst wenn bisher noch keine solchen Symptome bekannt sind. Damit bietet sich womöglich eine Chance zur Früherkennung, die zugleich einen besseren Einblick in die Grundlagen der Erkrankung des Gehirns bietet.

© Alle Rechte: HealthCom