Multiple Sklerose

Übergewicht verstärkt Entzündungen und Einschränkungen bei MS

Original Titel:
Obesity worsens central inflammation and disability in multiple sclerosis

Kurz & schlüssig

  • Welchen Einfluss haben Übergewicht und veränderte Blutfettwerte?
  • Untersuchung aus Italien: 140 Menschen mit neu diagnostizierter schubförmiger MS
  • Übergewicht bei Diagnose erhöhte das Risiko für mehr Behinderung

MedWiss Starkes Übergewicht fördert Entzündungen im zentralen Nervensystem und kann zu einem schlechteren Verlauf führen. Zu diesem Ergebnis kommen italienische Forscher.


Starkes Übergewicht (Adipositas) kann ein Faktor sein, der bei der schubförmigen MS zu einem schlechteren Verlauf beiträgt. Frühere Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Störungen im Stoffwechsel, Entzündungen und der Degeneration von Nervenzellen bei MS.

Welchen Einfluss haben Übergewicht und veränderte Blutfettwerte?

Diese Feststellung bestätigen auch die Ergebnisse einer neuen Untersuchung aus Italien. Die Wissenschaftler untersuchten, ob Übergewicht und erhöhte Blutfettwerte die Entzündungswerte im Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) und die Schwere der Erkrankung verändern.

Übergewicht bei Diagnose erhöhte das Risiko für mehr Behinderung

Bei der Untersuchung von 140 Menschen mit neu diagnostizierter schubförmiger MS stellten sie fest, dass der Lipidstoffwechsel, also der Aufbau und Abbau von Fettmolekülen in Zellen, eine Rolle bei der Schwere der MS spielen kann. So hatten Teilnehmer mit starkem Übergewicht zum Zeitpunkt ihrer MS-Diagnose ein höheres Risiko, für einen schlechteren EDS-Wert, mit dem der Behinderungsgrad gemessen wird.

Fettzellen produzieren Leptin, das Entzündungen fördern kann

Auch in den Laborwerten fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen starkem Übergewicht (Adipositas) und MS. In der Liquorflüssigkeit fanden die Wissenschaftler bei den stark übergewichtigen Patienten höhere Werte für Interleukin 6 und Leptin, zwei Moleküle die Entzündungen fördern. Leptin wird vor allem durch Fettzellen produziert, von denen Menschen mit Übergewicht mehr haben, und ist an der komplexen Beziehung zwischen Stoffwechsel und Entzündungen beteiligt. Der entzündungshemmende Botenstoff Interleukin 13 war hingegen bei den stark übergewichtigen Teilnehmern in geringerer Konzentration im Liquor zu finden. Auch höhere Werte bestimmter Blutfette (Tryglyceride und das Verhältnis von Gesamtcholesterin zu HDL-Cholesterin) hingen mit höheren Werten für den entzündungsfördernden Botenstoff Interleukin 6 zusammen.

Übergewicht und Blutfettwerte lassen sich durch Lebensstil beeinflussen

Die Forscher fassen daher zusammen, dass Übergewicht zum Zeitpunkt der Diagnose und veränderte Blutfettwerte mit verstärkten Entzündungsprozessen im zentralen Nervensystem und stärkerer Beeinträchtigung bei Patienten mit schubförmiger MS einhergehen. Es sei wichtig, den Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit, Blutfettwerten und MS genau zu verstehen. So könnten gezielte Strategien entwickelt werden, die mit Ernährung oder mehr körperlicher Aktivität dazu beitragen können, den Zustand von MS-Patienten zu verbessern und einer Zunahme der Behinderung im Laufe der Zeit entgegenzuwirken.

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