Keine Angst vor innovativen Arzneimitteln – was Sie bei der Verordnung beachten sollten

Verordnungsthema:

COVID-19 / Erkrankung

Neue Studien zu COVID-19 / Erkrankung

Der vorliegende systematische Review fasste die derzeitige Evidenz zum Auftreten einer reaktiven Arthritis bei Patienten mit vorheriger Coronavirus-Infektion anhand von 27 Fallberichten mit insgesamt 54 Patienten zusammen. Demnach waren alle Patienten innerhalb weniger Tage asymptomatisch oder minimal symptomatisch.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Eine prospektive, nicht-randomisierte Studie mit 52 Patienten verglich ein Rehabilitationsprogramm mit der Standardversorgung nach schwerer COVID-19-Pneumonie. Demnach war ein 8-Wochen-Programm mit signifikanten Vorteilen über die natürliche Erholung hinaus in Bezug auf Symptome, psychische Gesundheit und Lebensqualität assoziiert.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Eine Phase-3-Studie mit 180 überwiegend ungeimpften COVID-19-Patienten zeigte eine nur geringfügig raschere Reduktion der SARS-CoV-2-Viruslast mit dem antiviralen Wirkstoff Azvudin als mit einem Placebo, jedoch keine schnellere Symptomlinderung. Die Azvudin-Gruppe konnte im Schnitt ca. 1 Tag früher aus der stationären Behandlung entlassen werden. Welche Rolle der Wirkstoff in der inzwischen weitgehend immunisierten Bevölkerung spielen könnte, auch verglichen zu besser etablierten Medikamenten, werden weitere Studien zeigen müssen.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Kann eine Initiierung einer Therapie mit Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems wie ACE-Inhibitoren oder Angiotensin-Rezeptorblockern die Behandlung erwachsener Patienten in klinischer Behandlung mit COVID-19 positiv beeinflussen? Ein randomisierter, kontrollierter Vergleich im Rahmen einer klinischen Plattformstudie zeigte keinen Vorteil, sondern eher nachteilige Effekte bei kritisch erkrankten COVID-19-Patienten. Die Autoren und ein begleitendes Editorial betonen jedoch, dass andere Studien darauf deuten, dass eine bereits laufende Therapie mit RAS-Inhibitoren, speziell bei nicht-kritisch erkrankten COVID-19-Patienten, nicht unterbrochen werden muss.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Wissenschaftler verglichen in China Patienten, die nach milder bis mittelschwerer Infektion mit der Omikron-Variante des neuen Coronavirus eine Arrhythmie entwickelten, mit Patienten ohne diese Komplikation. Die Studie zeigte verschiedene Faktoren auf, die eine Arrhythmie nach Coronavirus-Infektion begünstigen können, wie Adipositas (BMI ≥ 24 kg/m2), schnelle Herzrate (≥ 100 Schläge/min) und mittelschwere (statt milde) Krankheitsschwere. Zudem deuten mehrere Blutwerte, höheres Alter und eine Vorgeschichte mit Arrhythmien auf einen womöglich ungünstigeren Verlauf einer Arrhythmie nach COVID-19.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Frühere Studien zeigten, dass hohe Konzentrationen von C5a und weiteren Elementen des Komplementsystems mit ungünstigen COVID-19-Verläufen assoziiert waren. Eine klinische Studie der Phase 3 zeigte nun, dass Vilobelimab, ein Antikörper gegen C5a, die Sterblichkeit bei invasiv mechanisch beatmeten COVID-19-Patienten senken konnte.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) wird als eine mögliche Behandlung bei Atemversagen im Rahmen von COVID-19 diskutiert. Dies untersuchte ein Team nun mit 50 COVID-19-Patienten mit Pneumonie und Hypoxämie. HBO zeigte neben Verbesserung der Sauerstoffversorgung im Vergleich zur Standardbehandlung vielfältige Genesungs-fördernde Effekte, beispielsweise auf inflammatorische und vaskuläre Prozesse.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Literatur-Newsletter-Anmeldung

Medical NEWS Report
Hier können Sie sich für unseren Literatur-Newsletter anmelden. →

Die Coronavirus-Impfung vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 senkt das Risiko für Long-COVID, zeigte eine Metaanalyse über 6 Beobachtungsstudien mit insgesamt 536 291 ungeimpften und 84 603 vor der Infektion geimpften Personen. Nach der Infektion und der Entwicklung von Long-COVID hilft die Impfung hingegen den meisten Betroffenen nicht, Symptome zu bessern, zeigte eine Analyse über weitere 6 Beobachtungsstudien.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Forscher vermuten, dass eine Ursache der Fatigue bei Long COVID eine durch die Infektion und folgende Erkrankungsprozesse veränderte Funktionalität der zellulären Kraftwerke, der Mitochondrien, ist. Eine Placebo-kontrollierte Studie prüfte nun, ob eine Mischung aus Aminosäuren und N-Acetylcystein, die in anderen Studien mitochondriale Prozesse positiv beeinflussen konnte, Patienten mit Fatigue durch Long COVID helfen kann.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Leider haben wir zu COVID-19 / Erkrankung noch keine Informationen zu Innovativen Arzneimitteln – z. B. Biologika

Neue Meldungen aus Instituten und Kliniken

DGIIN zum drohenden Scheitern der Gesundheitsreformen
Berlin/Köln – Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) schließt sich den dringenden Appellen zahlreicher wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaf…

Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →

Die Bundesärztekammer (BÄK) beabsichtigt, Anforderungen an die Weiterbildung in der Palliativmedizin für Erwachsene, Jugendliche und Kinder deutlich herabzusetzen. Deutschland würde damit zum Schlusslicht in Europa.
„Die Palliativ- und Hospizversorgung…

Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →

Forschende der ETH Zürich kombinierten zwei Methoden zur Genveränderung. So können sie für viele Erbgut-Mutationen gleichzeitig untersuchen, welche Bedeutung die Mutationen für die Entstehung und Therapie von Krebs haben.

In Kürze

  • Tausende Mutationen im menschlichen Erbgut stehen im Verdacht, bei Krebserkrankungen eine Rolle zu spielen, ohne dass ihre genaue Funktion je aufgeklärt wurde.
  • Mit einem neuen Ansatz von ETH-Forschenden lässt sich nun untersuchen, ob diese Genvarianten zur Entstehung von Tumoren oder Medikamentenresistenzen beitragen.
  • Die Forschenden kombinierten dazu zwei Methoden zur Genveränderung. Sie erzeugten damit im Labor zehntausende unterschiedliche Zellen, deren Funktion sie anschliessend untersuchen konnten.
  • Basierend auf der Crispr/Cas-Technologie schufen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den letzten Jahren eine Reihe neuartiger Methoden, mit denen sie das Erbgut von Lebewesen präzise verändern können. Anwenden lässt sich das zum Beispiel in der Zelltherapie: Die Immunzellen einer Patientin oder eines Patienten können gezielt so umprogrammiert werden, dass sie Krebs besser bekämpfen.

    Forschende am Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel haben nun diese neuartigen Crispr/Cas-Methoden für eine weitere Anwendung genutzt: Die Forschenden unter der Leitung von ETH-Professor Randall Platt entschlüsseln damit, wie sich Mutationen im Erbgut auf die Funktion einer Zelle auswirken. Die Abfolge der DNA-Bausteine in Tumorzellen unterscheidet sich zum Beispiel von jener in gesunden Zellen. Mit dem neuen Ansatz können die Forschenden in der Petrischale zehntausende Zellen mit unterschiedlichen Genvarianten erzeugen. So können sie entschlüsseln, welche von den Varianten zur Krebsentstehung beitragen und welche die Krebszellen resistent gegen gängige Medikamente machen.

    Zwei Methoden kombiniert

    Zwar war es bisher schon möglich, im Erbgut von Zellen einzelne Veränderungen vorzunehmen. Das Vorhaben der ETH-Forschenden war aber wesentlich komplexer: Sie veränderten in zwei menschlichen Zelllinien ein Gen auf über 50’000 unterschiedliche Arten und schufen damit entsprechend viele unterschiedliche Zellvarianten. Diese Zellen testeten sie anschliessend auf ihre Funktion. Im Rahmen eines Machbarkeitsnachweises arbeiteten sie mit dem Gen EGFR. Es ist bei der Entstehung verschiedener Krebsarten zentral, darunter Lungen- Hirn- und Brustkrebs.

    Damit Platt und sein Team so viele Varianten dieses Gens herstellen konnten, kombinierten sie zwei Crispr/Cas-Methoden. Forschende des MIT und der Harvard University in den USA haben diese beiden Methoden in den letzten Jahren entwickelt. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Mit der einen, dem sogenannten Base Editing, lassen sich einzelne Bausteine der DNA sehr einfach und zuverlässig verändern. Allerdings sind die Möglichkeiten des Base Editing beschränkt: Es kann nur den DNA-Baustein C durch den Baustein T oder A durch G ersetzen.

    Mehrere zehntausend Zellen verändert

    Die zweite verwendete Methode ist das Prime Editing. Theoretisch ist diese Methode sehr mächtig: Ähnlich wie bei der «Suchen und Ersetzen»-Funktion eines Textverarbeitungsprogramms können damit einzelne Genabschnitte gezielt verändert werden. «Wir können damit jeden beliebigen DNA-Baustein durch einen anderen austauschen. Oder wir können zum Beispiel drei oder zehn Bausteine ins Genom einfügen oder die gleiche Zahl aus diesem herausschneiden», erklärt Platt. «Im Prinzip kann man damit machen, was man will.»

    Aber: Das Prime Editing funktioniert nicht zuverlässig. Deshalb ist es schwierig, mit Prime Editing einen ganzen Pool von mehreren zehntausend unterschiedlich veränderten Zellen zu schaffen, die dann für ein Screening verwendet werden können. Platt ist dies mit seinem Team nun gelungen.

    Wichtig für die Krebsmedizin

    Zellpools mit unterschiedlichen Genvarianten sind für die Forschung sehr wichtig. Denn Onkologinnen und Onkologen analysieren immer öfters bei Patienten die Erbinformation von Tumorzellen Baustein für Baustein. Diese Information gibt ihnen häufig Hinweise darauf, welche Medikamente bei einem individuellen Patienten wirken könnten.

    In den letzten Jahren sind Datenbanken entstanden, die Tausende von unterschiedlichen Erbgutvarianten von Patienten enthalten. Bei etwa der Hälfte dieser Varianten sind auch deren Auswirkungen gut beschrieben. Von der anderen Hälfte weiss man zwar, dass sie in Patienten vorkommen, nicht aber, ob und welchen Einfluss sie auf die Entstehung oder die Therapie von Krebs haben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen hier von «Varianten von unklarer Signifikanz». Findet eine Ärztin bei einem Patienten eine solche Variante, nützt ihr diese Information herzlich wenig.

    Forschende sind überzeugt, dass die Krebsmedizin enorm profitieren würde, wenn sie mehr Information zu diesen Varianten erhielte. Sie versuchen deshalb, im Labor Zellen mit diesen Genvarianten herzustellen. Diese Zellen können sie dann auf ihre Funktion hin untersuchen. In den letzten Jahren haben Forschende auf diese Möglichkeit hingearbeitet. Die Methode des Base Editing stand dafür bereits zur Verfügung. Das Problem: Das Base Editing allein reicht nicht aus. «Man kann damit nur etwa ein Zehntel dieser Varianten erzeugen», erklärt Olivier Belli, Doktorand in Platts Gruppe und zusammen mit Masterstudentin Kyriaki Karava Erstautor der Studie.

    Neue relevante Varianten gefunden

    Um systematisch Zellen mit praktisch allen möglichen relevanten Varianten des Gens EGFR zu erzeugen, identifizierten Platt und sein Team in diesem Gen zuerst die krebsrelevanten Regionen. Das sind solche, in denen Mutationen dazu führen, dass eine gesunde Zelle zu einer Krebszelle entartet, dass eine Krebszelle gegen Medikamente resistent wird oder umgekehrt auf die Medikamente anspricht. Weil die Forschenden mittels Base Editing nicht alle diese Genvarianten erstellen konnten, nahmen sie das Prime Editing hinzu.

    Anschliessend untersuchten die Forschenden diese Zellen. Für zehn EGFR-Genvarianten mit bisher unklarem Einfluss auf das Krebsgeschehen konnten sie nun eine solche Bedeutung nachweisen und sie beschreiben: Diese Varianten spielen eine Rolle bei der Entstehung von Krebs oder machen ihn resistent gegen bestimmte Medikamente. Im Rahmen dieser Studie fanden die ETH-Forschenden auch einen neuen Mechanismus, wie durch eine Mutation im EGFR-Gen Krebs entstehen kann. Ausserdem fanden sie sechs Genvarianten, die bei Krebs eine Rolle zu spielen scheinen, die aber bisher noch nicht beschrieben wurden – also völlig neue, relevante Genvarianten.

    Das EGFR-Gen ist nur eines von mehreren hundert menschlichen Genen, die mit Krebs in Verbindung stehen. Der neue Forschungsansatz ist nun bereit, um auch bei allen anderen Genen die «Varianten von unklarer Signifikanz» zu entschlüsseln.

    Literaturhinweis

    Belli O, Karava K, Farouni R, Platt RJ: Multimodal scanning of genetic variants with base and prime editing. Nature Biotechnology, 12. November 2024, doi: externe Seite10.1038/s41587-024-02439-1

    Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →