Keine Angst vor innovativen Arzneimitteln – was Sie bei der Verordnung beachten sollten

Verordnungsthema:

Prostatakrebs

Neue Studien zu Prostatakrebs

In einer Metaanalyse wurde die Wirksamkeit verschiedener Erstlinientherapieansätze bei metastasiertem kastrationssensitivem Prostatakrebs untersucht. Hierfür wurden verschiedene Dreifach- und Zweifachtherapien mit Androgenrezeptor-Antagonisten (API) verglichen. Die Analyse zeigte, dass Darolutamid- und Abirateron-Dreifachtherapien im Vergleich zu Chemotherapie plus ADT, aber nicht im Vergleich zu API plus ADT, mit besserem Gesamtüberleben assoziiert waren. Bei niedriger Tumorlast schien eine Dreifachtherapie mit keinen signifikanten Vorteilen assoziiert zu sein.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In der Phase-III-Studie „ARAMIS“ wurde die Wirksamkeit von Darolutamid bei nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs untersucht. In einer retrospektiven Analyse der Studienergebnisse wurde nun untersucht, ob Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen und -medikationen ebenfalls von der Studienbehandlung profitiert haben. Die Analyse zeigte ein längeres Gesamtüberleben mit Darolutamid im Vergleich zu Placebo auch bei mehr als sechs Begleiterkrankungen und mehr als zehn Medikamenten.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse wurde der Einfluss von präoperativen Beckenbodenübungen auf die Häufigkeit von Harninkontinenz nach der Prostatektomie untersucht. Die Analyse zeigte, dass Harninkontinenz drei Monate nach der Operation mit Beckenbodenübungen seltener war als ohne. Einen, sechs und 12 Monate nach der Operation war der Unterschied nicht statistisch signifikant.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse über 31 Studien mit insgesamt 2 431 Patienten wurde der Einsatz von PSMA-PET/CT (Prostataspezifisches-Membranantigen-Positronenemissionstomographie/ Computertomographie) mit herkömmlichen Bildgebungsverfahren für das Staging von Prosatatkrebs verglichen. Die Studie zeigte, dass PSMA-PET/CT in mehreren Aspekten sensitiver und/oder spezifischer sein kann als herkömmliche Verfahren.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer randomisierten Phase-III-Studie wurde die Wirksamkeit von Talazoparib plus Enzalutamid mit Enzalutamid allein verglichen. Die Studie ergab ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben bei der Behandlung mit der Kombinationstherapie. Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse in der Talazoparib-Gruppe waren Anämie, Neutropenie und Fatigue.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse wurde untersucht, welcher Therapieansatz die optimale Behandlung bei metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs darstellt. Die zehn inkludierten Studien deuten darauf, dass eine Dreifachtherapie mit Docetaxel, ADT und Abirateron oder Darolutamid die beste Option bei der Erkrankung darstellt. Die Dreifachtherapie war mit der höchsten Verlängerung von Gesamtüberleben und progressionsfreiem Überleben assoziiert. Insbesondere bei Erkrankungen mit hoher Tumorlast und bereits bei Diagnose vorliegenden Metastasen war die Dreifachtherapie im Vergleich zu anderen Ansätzen am wirksamsten.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

DGP – In einer Phase-II-Studie wurde die Wirksamkeit und Sicherheit der Zugabe von Enzalutamid zur Salvage-Strahlentherapie bei Prostatakrebs untersucht, der nach der radikalen Prostatektomie erneut fortgeschritten ist. Die Teilnehmer erhielten eine Salvage-Strahlentherapie und zusätzlich entweder Enzalutamid oder Placebo. Die Studie zeigte das die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die PSA-Progression verzögert wurde mit Enzalutamid höher war als mit Placebo. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse in beiden Gruppen waren Fatigue und häufiges Wasserlassen.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse wurde der Einsatz von speziell ausgebildeten Spürhunden für die Früherkennung von Prostatakrebs untersucht. Die Hunde sind durch die Erkennung von flüchtigen organischen Verbindungen in den Urinproben der Patienten dazu in der Lage, die Krankheit bereits früh zu erkennen. Die Metaanalyse zeigte eine hohe Genauigkeit der Spürhunde mit einer Sensitivität von 95 % und einer Spezifität von 92 %. Eine elektronische Spürnase könnte in Zukunft möglicherweise eine insgesamt zuverlässigere Alternative zu den Tieren darstellen.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Literatur-Newsletter-Anmeldung

Medical NEWS Report
Hier können Sie sich für unseren Literatur-Newsletter anmelden. →

In einer Metaanalyse wurde untersucht, welche Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs am meisten von einer Chemotherapie mit Docetaxel zusätzlich zur ADT profitieren. Die Studie bestätigte insgesamt den positiven Einfluss von zusätzlichem Docetaxel auf die Überlebensraten. Der positive Effekt von Docetaxel auf das progressionsfreie Überleben war bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium und größerem Metastasen-Volumen am größten. Im Gegensatz dazu zeigte die Analyse keinen Vorteil bezüglich des 5-Jahres-Überlebens bei geringem Volumen und metachronen Metastasen.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse wurde der Zusammenhang zwischen dem Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel (ultra-processed food; UPF) und dem Risiko verschiedener Krebserkrankungen untersucht. Neun der elf Studien, die in der Analyse inkludiert wurden, zeigten einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von UPF und dem Krebsrisiko. Ein höherer Konsum von UPF war neben der Erhöhung des Krebsrisikos insgesamt auch mit einem erhöhten Brust-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebsrisiko assoziiert.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer randomisierten Phase-II-Studie wurde die Wirksamkeit von Degarelix plus Apalutamid untersucht. Teilnehmer erhielten vor der radikalen Prostatektomie entweder Degarelix und Apalutamid oder Degarelix und Placebo. In der Degarelix-plus-Apalutamid-Gruppe wurde eine signifikant höhere Rate minimaler Resterkrankung festgestellt. In einer zukünftigen Phase-III-Studie soll daher untersucht werden, ob durch die Behandlung auch langfristig klinische Vorteile erzielt werden.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

In einer Metaanalyse wurde der Einsatz einer Kombinationstherapie als Intensivierung der systemischen Therapie bei Hochrisiko-Prostatakrebs untersucht. Nach einer lokalen Therapie mit Operation und Strahlentherapie war die Kombinationstherapie mit Docetaxel und ADT mit einer Verbesserung des krebsspezifischen- und metastasenfreien Überlebens sowie des „failure-free-survivals“ (FSS) assoziiert. Wurde nur eine Strahlentherapie durchgeführt, profitierten Patienten stärker von einer Intensivierung mit Androgenrezeptor-Antagonisten zusätzlich zu ADT.

Weiter zum ausführlichen Bericht →

Neue Meldungen aus Instituten und Kliniken

DGIIN zum drohenden Scheitern der Gesundheitsreformen
Berlin/Köln – Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) schließt sich den dringenden Appellen zahlreicher wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaf…

Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →

Die Bundesärztekammer (BÄK) beabsichtigt, Anforderungen an die Weiterbildung in der Palliativmedizin für Erwachsene, Jugendliche und Kinder deutlich herabzusetzen. Deutschland würde damit zum Schlusslicht in Europa.
„Die Palliativ- und Hospizversorgung…

Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →

Forschende der ETH Zürich kombinierten zwei Methoden zur Genveränderung. So können sie für viele Erbgut-Mutationen gleichzeitig untersuchen, welche Bedeutung die Mutationen für die Entstehung und Therapie von Krebs haben.

In Kürze

  • Tausende Mutationen im menschlichen Erbgut stehen im Verdacht, bei Krebserkrankungen eine Rolle zu spielen, ohne dass ihre genaue Funktion je aufgeklärt wurde.
  • Mit einem neuen Ansatz von ETH-Forschenden lässt sich nun untersuchen, ob diese Genvarianten zur Entstehung von Tumoren oder Medikamentenresistenzen beitragen.
  • Die Forschenden kombinierten dazu zwei Methoden zur Genveränderung. Sie erzeugten damit im Labor zehntausende unterschiedliche Zellen, deren Funktion sie anschliessend untersuchen konnten.
  • Basierend auf der Crispr/Cas-Technologie schufen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den letzten Jahren eine Reihe neuartiger Methoden, mit denen sie das Erbgut von Lebewesen präzise verändern können. Anwenden lässt sich das zum Beispiel in der Zelltherapie: Die Immunzellen einer Patientin oder eines Patienten können gezielt so umprogrammiert werden, dass sie Krebs besser bekämpfen.

    Forschende am Departement für Biosysteme der ETH Zürich in Basel haben nun diese neuartigen Crispr/Cas-Methoden für eine weitere Anwendung genutzt: Die Forschenden unter der Leitung von ETH-Professor Randall Platt entschlüsseln damit, wie sich Mutationen im Erbgut auf die Funktion einer Zelle auswirken. Die Abfolge der DNA-Bausteine in Tumorzellen unterscheidet sich zum Beispiel von jener in gesunden Zellen. Mit dem neuen Ansatz können die Forschenden in der Petrischale zehntausende Zellen mit unterschiedlichen Genvarianten erzeugen. So können sie entschlüsseln, welche von den Varianten zur Krebsentstehung beitragen und welche die Krebszellen resistent gegen gängige Medikamente machen.

    Zwei Methoden kombiniert

    Zwar war es bisher schon möglich, im Erbgut von Zellen einzelne Veränderungen vorzunehmen. Das Vorhaben der ETH-Forschenden war aber wesentlich komplexer: Sie veränderten in zwei menschlichen Zelllinien ein Gen auf über 50’000 unterschiedliche Arten und schufen damit entsprechend viele unterschiedliche Zellvarianten. Diese Zellen testeten sie anschliessend auf ihre Funktion. Im Rahmen eines Machbarkeitsnachweises arbeiteten sie mit dem Gen EGFR. Es ist bei der Entstehung verschiedener Krebsarten zentral, darunter Lungen- Hirn- und Brustkrebs.

    Damit Platt und sein Team so viele Varianten dieses Gens herstellen konnten, kombinierten sie zwei Crispr/Cas-Methoden. Forschende des MIT und der Harvard University in den USA haben diese beiden Methoden in den letzten Jahren entwickelt. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Mit der einen, dem sogenannten Base Editing, lassen sich einzelne Bausteine der DNA sehr einfach und zuverlässig verändern. Allerdings sind die Möglichkeiten des Base Editing beschränkt: Es kann nur den DNA-Baustein C durch den Baustein T oder A durch G ersetzen.

    Mehrere zehntausend Zellen verändert

    Die zweite verwendete Methode ist das Prime Editing. Theoretisch ist diese Methode sehr mächtig: Ähnlich wie bei der «Suchen und Ersetzen»-Funktion eines Textverarbeitungsprogramms können damit einzelne Genabschnitte gezielt verändert werden. «Wir können damit jeden beliebigen DNA-Baustein durch einen anderen austauschen. Oder wir können zum Beispiel drei oder zehn Bausteine ins Genom einfügen oder die gleiche Zahl aus diesem herausschneiden», erklärt Platt. «Im Prinzip kann man damit machen, was man will.»

    Aber: Das Prime Editing funktioniert nicht zuverlässig. Deshalb ist es schwierig, mit Prime Editing einen ganzen Pool von mehreren zehntausend unterschiedlich veränderten Zellen zu schaffen, die dann für ein Screening verwendet werden können. Platt ist dies mit seinem Team nun gelungen.

    Wichtig für die Krebsmedizin

    Zellpools mit unterschiedlichen Genvarianten sind für die Forschung sehr wichtig. Denn Onkologinnen und Onkologen analysieren immer öfters bei Patienten die Erbinformation von Tumorzellen Baustein für Baustein. Diese Information gibt ihnen häufig Hinweise darauf, welche Medikamente bei einem individuellen Patienten wirken könnten.

    In den letzten Jahren sind Datenbanken entstanden, die Tausende von unterschiedlichen Erbgutvarianten von Patienten enthalten. Bei etwa der Hälfte dieser Varianten sind auch deren Auswirkungen gut beschrieben. Von der anderen Hälfte weiss man zwar, dass sie in Patienten vorkommen, nicht aber, ob und welchen Einfluss sie auf die Entstehung oder die Therapie von Krebs haben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sprechen hier von «Varianten von unklarer Signifikanz». Findet eine Ärztin bei einem Patienten eine solche Variante, nützt ihr diese Information herzlich wenig.

    Forschende sind überzeugt, dass die Krebsmedizin enorm profitieren würde, wenn sie mehr Information zu diesen Varianten erhielte. Sie versuchen deshalb, im Labor Zellen mit diesen Genvarianten herzustellen. Diese Zellen können sie dann auf ihre Funktion hin untersuchen. In den letzten Jahren haben Forschende auf diese Möglichkeit hingearbeitet. Die Methode des Base Editing stand dafür bereits zur Verfügung. Das Problem: Das Base Editing allein reicht nicht aus. «Man kann damit nur etwa ein Zehntel dieser Varianten erzeugen», erklärt Olivier Belli, Doktorand in Platts Gruppe und zusammen mit Masterstudentin Kyriaki Karava Erstautor der Studie.

    Neue relevante Varianten gefunden

    Um systematisch Zellen mit praktisch allen möglichen relevanten Varianten des Gens EGFR zu erzeugen, identifizierten Platt und sein Team in diesem Gen zuerst die krebsrelevanten Regionen. Das sind solche, in denen Mutationen dazu führen, dass eine gesunde Zelle zu einer Krebszelle entartet, dass eine Krebszelle gegen Medikamente resistent wird oder umgekehrt auf die Medikamente anspricht. Weil die Forschenden mittels Base Editing nicht alle diese Genvarianten erstellen konnten, nahmen sie das Prime Editing hinzu.

    Anschliessend untersuchten die Forschenden diese Zellen. Für zehn EGFR-Genvarianten mit bisher unklarem Einfluss auf das Krebsgeschehen konnten sie nun eine solche Bedeutung nachweisen und sie beschreiben: Diese Varianten spielen eine Rolle bei der Entstehung von Krebs oder machen ihn resistent gegen bestimmte Medikamente. Im Rahmen dieser Studie fanden die ETH-Forschenden auch einen neuen Mechanismus, wie durch eine Mutation im EGFR-Gen Krebs entstehen kann. Ausserdem fanden sie sechs Genvarianten, die bei Krebs eine Rolle zu spielen scheinen, die aber bisher noch nicht beschrieben wurden – also völlig neue, relevante Genvarianten.

    Das EGFR-Gen ist nur eines von mehreren hundert menschlichen Genen, die mit Krebs in Verbindung stehen. Der neue Forschungsansatz ist nun bereit, um auch bei allen anderen Genen die «Varianten von unklarer Signifikanz» zu entschlüsseln.

    Literaturhinweis

    Belli O, Karava K, Farouni R, Platt RJ: Multimodal scanning of genetic variants with base and prime editing. Nature Biotechnology, 12. November 2024, doi: externe Seite10.1038/s41587-024-02439-1

    Weiter zur kompletten Gesundheitsnachricht →